Als Harry Heber in den Fünfzigerjahren zum ersten Mal seit dem Krieg nach Wien zurückkehrte, nahm er an einer Bus-Tour teil. Irgendwann begann die Reiseführerin, der internationalen Touristengruppe zu erklären, Österreich sei 1938 "eines der ersten Opfer der Nazis" gewesen. Heber hielt es nicht mehr auf seinem Sitz: "Ich habe gerufen: Ihr wart keine Opfer der Nazis, ich war eins. Ich war hier, als sie einmarschiert sind, und ich kann von Glück reden, dass ich noch rechtzeitig rausgekommen bin, sonst wäre ich nicht mehr am Leben!" Man kann sich die Heftigkeit, mit der diese Zurechtweisung aus Harry Heber herausbrach, noch heute vorstellen, wenn man ihm gegenübersitzt: Ein kleiner, wacher 87-Jähriger, der ebenso lebhaft wie nachdrücklich aus seinem Leben erzählt.
Judenverfolgung:Der lange Weg in die Heimat
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Harry Heber ist sieben Jahre alt, als er mit seiner Schwester mit den "Kindertransporten" aus Hitlers Reich nach Großbritannien flieht. Er kennt weder Land noch Sprache und wird von der Schwester getrennt.
Von Alexander Menden
Folgen des Zweiten Weltkriegs:Mein Vater, der Soldat
Sein Vater wollte vom Krieg nichts mehr hören. Bis er kurz vor seinem Tod begann, darüber zu sprechen. Unser Autor über die Spuren des Traumas, das sein Vater an der Front erlitt - und wie diese auch den Sohn prägten.
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