Wie viele andere Menschen, die ihm begegnet sind, erinnere ich mich gerne an die Gespräche mit meinem ehemaligen Professor Joseph Ratzinger. Er forschte und lehrte zwischen 1968 bis 1976 als Professor für Dogmatik an der Universität Regensburg. Als ich ihn 1975 als junger Student zum ersten Mal in seinem Fakultätsbüro traf, lernte ich ihn als freundlichen und interessierten Gesprächspartner kennen. Einmal hielt er mich auf dem Campus an und lud mich zum Mittagessen ein. Er lade immer die ausländischen Studenten zum Essen ein, damit sie sich in Regensburg ein bisschen mehr willkommen fühlten, sagte er. Ich nahm gerne an, zeigte mich aber als saarländischer Patriot bestürzt, in Regensburg als Ausländer zu gelten. Er lachte herzlich. Bei unserem Essen besprachen wir die theologischen Programme jener Zeit. Es war die Epoche des theologischen Aufbruchs in Deutschland im Anschluss an die vatikanischen Erneuerungsbewegungen, eine Zeit des intellektuellen Austauschs mit Vertretern des Atheismus und Kommunismus.
Papst Benedikt XVI.:Die Kirche, die es nie gab
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Joseph Ratzinger blieb im persönlichen Gespräch immer bescheiden. Seine Theologie aber hatte vor allem ein Ziel: die unbedingte Verteidigung der katholischen Lehre.
Gastbeitrag von Werner Jeanrond
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