Jazz:Modern war gestern

Lesezeit: 1 min

Johannes Ochsenbauer Trio feiert die Strömung mit neuem Album

Von Oliver Hochkeppel, München

Kurios, dass "Modern Jazz" heute nicht mehr als modern gilt, sondern fast auf einer Stufe mit alten Jazzstilen wie Stride oder New Orleans Jazz steht. So findet man heute nur noch selten Bands, die diese noch bis vor einiger Zeit dominierende Richtung auf höchstem Niveau und innovativ spielen. Der Kontrabassist Johannes Ochsenbauer freilich, obwohl erst 37, konzentriert sich darauf. Inzwischen wohnt er bei Augsburg, doch er hat in München studiert und hier 2009 sein eigenes Trio mit dem Pianisten Tizian Jost und dem Schlagzeuger Michael Kaul gegründet. Zwei Jazz-Archäologen, die in der Blütezeit des Postbop anfingen und in jeder Hinsicht "modern" geblieben sind.

Gründete 2009 in München sein eigenes Trio: Johannes Ochsenbauer mit dem Pianisten Tizian Jost und dem Schlagzeuger Michael Kaul (von links). (Foto: Jan Scheffner)

Auf dem mit etwas Anlauf erschienenen Album "Never Change A Swinging Team" widmen sich die drei folgerichtig Standards, ganz in der Tradition der klassischen Jazz-Klaviertrios, also gleichberechtigt und stets innerhalb formal abgezirkelter, aber kunstvoller Arrangements. Zwei besonders schöne, Ellingtons "Sophisticated Lady" und das brasilianische "Maria Joana" hat Ochsenbauer seinem vor eineinhalb Jahren überraschend gestorbenen Lehrer und Freund Paolo Cardoso gewidmet, zwei Stücke hat er selbst geschrieben. Es macht Spaß, mal wieder solch feine Bass-Soli, virtuose Klavierläufe und straight swingendes Schlagzeug bei wundervollen, vertrauten Melodien zu hören.

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Ebenso erfreulich, dass das Album eine Bonus-CD dazubekommen hat, auf dem die zehn Jahre des Trios dokumentiert sind, das zunächst von der Idee ausging, ausschließlich Kompositionen von Bassisten zu spielen. So findet man mehrere großartige Beispiele von einigen der Favoriten Ochsenbauers wie Oscar Pettiford und Ray Brown. Und man darf einige erlesene Gäste genießen, wie den eigentlich fast dazugehörenden, auch auf fünf Stücken der "normalen "CD" vertretenen Trompeter und Sänger John Marshall, den Posaunisten Johannes Herrlich, die Gitarristen Helmut Kagerer und den Saxofonisten Harry Sokal, mit dem Ochsenbauer sein vielleicht bekanntestes Projekt "Ochsenbauer meets Sokal" unterhält. Was nun einen grandiosen Abend in der Unterfahrt verspricht, einen vielleicht nicht "modernen", aber zeitlosen.

Johannes Ochsenbauer Trio : "Never Change A Swinging Team" (Bobtale Records); live: Do., 19. Dezember, 21 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 42

© SZ vom 19.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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