Im TV: "Iron Calli":"Der droht zu platzen"

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Schön ist das nicht: Der Sender "Vox" hilft Reiner Calmund beim Abnehmen. Erträglich wird die Serie allein durch die Selbstironie des 163-Kilo-Sportlers.

Senta Krasser

Auf den ersten Blick scheint es, als wolle Vox bei Reiner Calmund etwas wiedergutmachen. In der "Kocharena" des Senders putzt der frühere Bayer-Leverkusen-Manager seit 2007 regelmäßig große Teller leer. Der Job als Juror hatte unübersehbare Folgen: 163 Kilo brachte "Calli" vor einem Jahr auf die Waage. Inzwischen sind es laut Sender-Angaben 136 Kilo. In der vierteiligen Doku-Soap "Iron Calli" hat der Privatsender Calmunds Diätjahr nun zusammengefasst.

Es überwiegen Bilder zum Fremdschämen, die selbst in einem Familienalbum nichts verloren hätten: Calli mit Badehose im Pool. Calli halbnackt auf dem Trimmdichrad. Calli vermutlich nackt im Wellnesszuber. (Foto: Screenshot: Vox.de)

Die erste Folge zeigt "Deutschlands berühmtesten Dicken" (Vox), wie er in seinem Stammlokal ein Mittagsmenü verdrückt, das eine Familie durch den Tag bringen könnte. Es soll Calmunds Abschiedsmahl sein, bevor ihn eine "Food Nanny", also eine Ernährungsberaterin, auf Trennkost setzt. Mit Joey Kelly, einem ehemals musizierenden Extremsportler an der Seite, bohrt der 60-Jährige die Nordic-Walking-Sticks ins Gelände. Ein Arzt der Sporthochschule Köln überwacht Blut- und Cholesterinwerte.

Der aufklärerische Ansatz von "Iron Calli", sofern ihn Günther Jauchs Firma i&u, die für Vox produzierte, je im Sinn hatte, hält sich in Grenzen. Es überwiegen Bilder zum Fremdschämen, die selbst in einem Familienalbum nichts verloren hätten: Calli mit Badehose im Pool. Calli halbnackt auf dem Trimmdichrad. Calli vermutlich (man sieht nur Bauch) nackt im Wellnesszuber. Mitunter langt auch der Kommentator daneben. "Calli droht zu platzen", heißt es einmal. Versteht man Calmunds Interviews zu "Iron Calli" richtig, wollte er es so: das öffentliche Wiegen (auch in Jauchs RTL-Magazin "Stern TV"), die ungeschönten Bilder.

Iron Calli muss man wohl authentisches Fernsehen nennen. Schön ist es nicht. Etwas erträglicher wird es durch Calmunds Selbstironie. "Kennt Ihr den weißen Wal?", fragt er Badegäste, dann hüpft er ins Bassin. Letztlich profitiert Reiner Calmund von seiner Fernsehdiät wohl mehr, als dass sie ihm schaden könnte. Ein paar Pfunde Bauchspeck hat der Risikopatient verloren. Ansonsten aber hat Vox geholfen, der Medienfigur Calli, die vor fünf Jahren in der RTL-Castingshow "Big Boss" aufkeimte, wieder Futter zu geben.

Iron Calli, Vox, dienstags, vier Folgen, 22.15 Uhr.

© SZ vom 18.8.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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