Als es unter Literaturnerds noch üblich war, zu Hause eine Privatbibliothek auszustellen, da ließ sich der soziale Aufsteiger an einem Möbelstück erkennen. Wer die Lektüren seines Lebens in einem Billy-Regal aufbewahrte, hatte die Metamorphose vom "Kind aus einfachen Verhältnissen" zum Bildungsbürger noch nicht abgeschlossen. Den bewundernden Blick der Leute aus buchreichen Verhältnissen auf die zerlesenen Klassikerausgaben des stolzen Emporkömmlings umwehte stets ein unterdrückter Spott über so wenig Geschmack bei der Wahl der Einrichtungsgegenstände. Dabei handelte es sich nur selten wirklich um eine Wahl.
Wirtschaftskrise:Der Markt regelt nichts. Er setzt nur seine Logik erbarmungslos durch
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Ein Billy-Regal aus dem bekannten schwedischen Möbelhaus war lang die preisgünstigste Möglichkeit, dem Wohnzimmer einen Bildungszauber zu verleihen.
(Foto: Angelika Bardehle)Das "Billy"-Regal von Ikea ist kein Schnäppchen mehr: Was das über Inflation, Krise und Klassenungerechtigkeit erzählt.
Gastbeitrag von Christian Baron
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