Wenn es sehr warm werde, erklärte der Baron de Montesquieu um die Mitte des 18. Jahrhunderts, erschlaffe die "Außenseite der Gewebe". Dadurch sinke die Fähigkeit zur sinnlichen Wahrnehmung. Dieser Verlust habe einerseits zur Folge, dass der Mensch nicht mehr angemessen auf die Außenwelt reagiere. Andererseits werde die Einbildungskraft gefördert, sodass etwa der "indische" Mensch schließlich in ganz fantastischen Welten lebe. Zu viel Kälte hingegen sei gleichermaßen nachteilig, zum Beispiel aus dem Grund, dass sie "fast notwendig" den "Gebrauch starker Getränke" nach sich ziehe, was "Unmäßigkeit" zur Konsequenz habe, vor allem bei den Männern. Am besten, so Montesquieu, wohne man daher in der Mitte, in der gemäßigten Zone. Sie zeichne sich nicht nur durch ein wohltemperiertes Klima aus, sondern halte in geografischer wie moralischer Hinsicht einen gleich großen Abstand zwischen dem harten, von kühnen Menschen ohne Feinsinn und Kunstverstand bewohnten Norden und den weichen, spielerisch veranlagten, aber halt- und verantwortungslosen Bewohnern des Südens.
Eine Frage der Mentalität:Wie die Hitze unser Leben verändert
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Lange haben die Nordländer den Süden mit Wärme, Lebensfreude und Leichtsinn verbunden. Je hitziger aber die Sommer hierzulande werden, desto mehr fragt man sich: Stimmt das - und werden wir jetzt alle zu Italienern?
Von Thomas Steinfeld
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