Geschichte:Die Menschen von 1968

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Die Liedermacherin Bettina Wegner lebte vor 50 Jahren in der DDR und blickte bewundernd auf die Demonstrationen in West-Berlin. (Foto: Britta Pedersen/dpa)

Die Ironie der Geschichte? Früher galten Linke als Verfassungsfeinde, heute sind sie die wahren Verfassungspatrioten. Ein Rundgang durch Berlin.

Von Hilmar Klute

Falls die Ironie der Geschichte eine einigermaßen robuste Heimat in Berlin haben sollte, dann wäre diese natürlich an der Ecke zu finden, wo sich die Axel-Springer-Straße mit der Rudi-Dutschke-Straße kreuzt. Da ist ein langer Kampf zu Ende gegangen, ziemlich genau vierzig Jahre nachdem Dutschke am Kurfürstendamm von den drei Kugeln des rechtsextremen Bild-Lesers Josef Bachmann auf eine lange Todesreise geschickt worden war. Der Springer-Verlag klagte 2008 gegen die Umwidmung der einstigen Kochstraße, weil ein Teil des Verlagsgebäudes sonst an der nach dem Studentenführer Dutschke benannten Straße liege. Aber das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg beschied die Statthaftigkeit der Neubenennung, und heute ist die namentliche Nachbarschaft der Erzfeinde so selbstverständlich wie der Schriftzug über dem Edel-Restaurant Grill-Royal, auf dem steht, dass der Kapitalismus die Liebe tötet. Die Parolen von 1968 sind ironische Trinksprüche für Hipster und Adabeis geworden.

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