Generalshotel am BER:Rettung in allerletzter Minute?

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Ein extrem frühes Beispiel dessen, was man später "Ostmoderne" nennen würde: das Generalshotel auf dem Gelände des Hauptstadtflughafens BER. (Foto: Sebastian Gabsch)

Wenn der Bund nicht sehr, sehr schnell einlenkt, beginnt dieser Tage tatsächlich der Abriss des Generalshotels am Flughafen BER.

Von Peter Richter

In ein paar Tagen schon könnten tatsächlich die Abrissarbeiten am sogenannten Generalshotels auf dem Gelände des Flughafens in Berlin-Schönefeld beginnen, um dort Platz für Regierungsflugzeuge zu schaffen. Noch geben zwar diejenigen die Hoffnung nicht endgültig auf, die sich für eine Rettung des denkmalgeschützten Baus aussprechen, aber die Zeit, die Bundesregierung noch umzustimmen, wird knapp. Am Dienstag wurden bei einer Veranstaltung im "DDR-Museum" deshalb noch einmal alle guten Argumente dafür vorgebracht.

Da wäre in erster Linie der schiere Denkmalswert, weil der Bau des Generalshotels schon 1947, noch vor Gründung der DDR, von der Sowjetischen Militäradministration befohlen wurde und damit ein extrem frühes Beispiel dessen war, was man später "Ostmoderne" nennen würde, hier aber noch sichtlich mit dem Traditionalismus von sowohl Stalin- wie Nazi-Ära zu ringen hatte. Dabei ist schon die Prachtentfaltung beim Innenausbau bemerkenswert und lässt die ästhetische Aufrüstung im Kalten Krieg erahnen.

Nur noch Gebäude, die ästhetisch wie funktional unbefriedigend sind

Aber die Klage, dass hier achtlos DDR-Historie dem Bagger preisgegeben werde, ist oft genug erhoben worden, hat nur bisher weder im Verteidigungs- noch im Finanz- oder Bauministerium und erst recht nicht im Kanzleramt ein Einlenken bewirkt. Ob die Flugbereitschaft der Regierung - deren Bereitschaft zum Fliegen zuletzt bei Außenministerin Baerbocks Versuch einer Australienreise generell fraglich erschien - ausgerechnet hier Stellflächen braucht, wird inzwischen ebenfalls bestritten. Die Regierung dürfte allerdings weiter die Ansicht vertreten, dass das Hotel im Sicherheitsbereich eines Flughafens nicht gebraucht werde, seit Jahren schon abgerissen werden dürfe und der Öffentlichkeit ohnehin nicht zugänglich sei.

Nach der Streichung des geplanten Neubaus eines Regierungsterminals aus Kostengründen und dem Abriss des Hotels würden dann am BER allerdings nur noch Gebäude übrig bleiben, die ästhetisch wie funktional unbefriedigend sind, wie jeder Abflug und jede Landung hier aufs Neue unterstreichen. Das kann eine Regierung, die sich vor Gästen nicht schämen will, eigentlich auch nicht wollen. Tut sie aber offenbar.

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