Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

"A Star is Born" ist zwar etwas kitschig, aber Bradley Cooper und Lady Gaga entwickeln eine großartige Chemie. Der Marvel-Film "Venom" verbindet Action, Science Fiction, Komöde und Romanze.

Von den SZ-Kinokritikerinnen

Die Abenteuer von Wolfsblut

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(Foto: SUPERPROD, BIDIBUL PRODUCTIONS, BIG BEACH, FRANCE 3 CINÉMA)

Jack Londons sowieso herzzerreißender Roman wird recht frei nacherzählt, wenn möglich noch rührender. Das gelingt Regisseur Alexandre Espigares, weil es sich hier um einen Animationsfilm handelt. Er kann also einen tollen Wolfsmischling zeigen, der ausführlich süß oder traurig guckt, während er vom Welpen zum Schlittenhund heranwächst, als Kampfhund missbraucht und in einen Haushund umgeschult wird.

Die defekte Katze

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(Foto: dpa)

Die Iranerin Mina und der deutsche Arzt Kian, der iranische Wurzeln hat, gehen eine arrangierte Ehe ein. Nicht, weil sie so konservativ sind, sondern weil die Suche nach der großen Liebe sie romantisch ausgelaugt hat. Mina (Pegah Ferydoni) zieht also aus Isfahan nach Deutschland, fremdelt mit Land und Ehemann und kauft sich zum Trost eine außergewöhnlich hässliche Katze - die von Kian wiederum gehasst wird. Susan Gordanshekans kluger und immer wieder überraschend lustiger Film zeigt, dass Tradition kein bequemer Ohrensessel sein muss, in den man ohne weiteres zurückfallen kann.

Durch die Wand

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(Foto: Corey Rich/Red Bull Media House)

Alle Freeclimber machen halsbrecherische Sachen, der Kletterer Tommy Caldwell allerdings macht sie mit fantastischer Hartnäckigkeit. Die angeblich unbesiegbare senkrechte "Dawn Wall" im Yosemite Valley kostet ihn etliche Jahre der Vorbereitung, aber dann schafft er den Aufstieg. Auf diesem langen Weg waren Josh Lowell und Peter Mortimer mit der Kamera dabei, man sieht Extremsport als Arbeit und als Kunst, und die Landschaft schön von oben.

Lemonade

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(Foto: Deja Vu Filmverleih)

Während die rumänische Krankenpflegerin Mara auf ihre Greencard wartet, wird ihre Vorstellung von einem besseren Leben zwischen Machtmissbrauch, häuslicher Gewalt und zahllosen Erniedrigungen durch Polizei und Behörden zerrieben. In stillen, blassen Bildern erzählt Ioana Uricarus die Geschichte dieser unermüdlichen Frau, die ihre Tragödie so stumm und stur erträgt, als ginge es beim American Dream ums bloße Überleben - und knüpft dabei kluge Verbindungen zum Kino von Cristian Mungiu (hier Produzent) und seinen rumänischen Angstgeschichten von am System scheiternden Biografien.

A Star is Born

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(Foto: AP)

Bradley Cooper hat für sein Regiedebüt einen alten Stoff wieder ausgegraben, an dem man gut ablesen kann, dass sich die Geschlechterverhältnisse über die Jahrzehnte nicht grundlegend gewandelt haben. In der vierten Fassung von "A Star Is Born" spielt er selbst den Publikumsliebling, der zugunsten seiner neuen Flamme traurig in den Schatten abgeht: Lady Gaga, als unbekannte Sängerin, die zum ganz großen Popstar aufsteigt. Das ist manchmal ganz schön, manchmal etwas schmalzig, aber die beiden entwickeln auf der Leinwand eine großartige Chemie.

Venom

6 / 9
(Foto: AP)

Eine Jekyll-und Hyde-Symbiose aus Mensch und Superheldenmonster. Venom ist die abgründige Version von Spiderman und bekommt jetzt seinen eigenen Marvel-Film. Ruben Fleischer verbindet nahtlos Action, Science Fiction, Komödie und berührende Romanze. Und Tom Hardy macht aus der Entdeckung seiner unheimlichen Fähigkeiten - Saug-Tentakel, die als umschlingende Masse aus seinen Armen wuchern, fürchterliche Zahnreihen, Riesenzunge - ein existenzielles Abenteuer.

Waldheims Walzer

7 / 9
(Foto: Edition Salzgeber)

Die Waldheim-Affaire als historisches Beispiel - und Mahnung - wie sich "alternative Fakten" und populistische Propaganda durchsetzen: Aus selbstgedrehten Video-Aufnahmen und Archivbildern hat Ruth Beckermann die Auseinandersetzungen um die Wahl des ehemaligen UN-Generalsekretärs zum österreichischen Bundespräsidenten 1986 rekonstruiert. Die Filmemacherin gehörte damals selbst zu den Aktivisten, die die Wahl verhindern wollten: Waldheim hatte in seiner Biografie seine Jahre als Wehrmachtsoffizier "vergessen"; als diese nicht mehr zu leugnen waren, jedes Wissen um NS-Verbrechen abgestritten. Beckermanns klug montierter Filmessay zeigt, wie Österreich auf die Kritik an diesem zweifelhaften Kandidaten reagierte: mit einem Rechtsruck, aber auch der Einsicht in die Tatsache, dass Österreich nicht das "erste Opfer der Nazis" gewesen war.

Why Are We Creative?

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(Foto: Rise & Shine Cinema)

Weil man gezwungen ist, es zu sein, weil man sonst jemanden umbringen würde, weil man Masochistin ist, weil man verstanden werden will: Seit 30 Jahren fragt der Filmemacher Hermann Vaske die berühmtesten Künstler und auch Politiker, warum sie kreativ sind. Von David Bowie über Marina Abramovic und Jeff Koons bis zu Pussy Riot und von Michail Gorbatschow über Ronald Reagan bis zu Nelson Mandela. Ihre Antworten sind nicht immer tiefgründig oder originell. Aber zu sehen, wie die unzähligen Stars bei Vaskes Frage ins Straucheln kommen, ist ein großer Spaß - und ein schönes Kreativprojekt.

Werk ohne Autor

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(Foto: null; Verleih)

Florian Henckel von Donnersmarck glaubt an die Macht der Kunst, über Systeme und Ideologien zu triumphieren - so religiös wie kein anderer deutscher Filmemacher. Zwölf Jahre nach "Das Leben der Anderen" führt er sein Thema fort. Diesmal ist es ein Maler (stark inspiriert von Gerhard Richter), der NS-Erbe, DDR und Düsseldorf überwinden muss, um seine Stimme zu finden. Ein Rätsel um Donnersmarck aber bleibt: Wie kann man derart leidenschaftlich vom Ringen um künstlerischem Ausdruck erzählen, ohne auch nur ansatzweise an den eigenen Mitteln (nämlich jenen des Hollywood-Überwältigungskinos) zu zweifeln?

© SZ vom 04.10.18 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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