Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

"Ein Weg" erzählt von der Liebesbeziehung zweier Männer in der Thüringer Provinz. Im japanischen Animationsfilm "Your Name" finden zwei junge Menschen auf ungewöhnliche Weise zusammen.

Von den SZ-Kinokritikern

The Commuter

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(Foto: Studiocanal GmbH / Jay Maidment)

Der "Commuter Train" bringt die amerikanischen Pendler morgens in die Stadtmitte zur Arbeit und abends wieder heim. Zum Beispiel Liam Neeson, wohnhaft in Westchester, New York, Mitarbeiter einer Versicherungsgesellschaft. Er wird gefeuert, weiß nicht, wie er nun seinen Standard halten, den Sohn aufs College bringen soll. Die coole Vera Farmiga, die ihn im Zug anspricht, wüsste Rat, er soll ihr, gegen eine entsprechende Summe, einen Unbekannten im Pendlerzug herausfinden - da steckt natürlich eine Vertuschung dahinter, auf hoher Ebene. Regisseur Jaume Collet-Serra schickt zum dritten Mal Liam Neeson auf eine undurchsichtige Mission. Aber das Angenehme beim Genre Zugfilm ist: Wenn man mal Platz genommen hat, lässt man sich gern von der Spannung mitnehmen, egal ob es ein (logisches) Ziel gibt.

Julian Schnabel - A Private Portrait

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(Foto: Weltkino Filmverleih)

"Bigger than life" - diesen Ausdruck hört man in Pappi Corsicatos Film über Julian Schnabel immer wieder: Er bezieht sich auf die Figur des Künstlers, das Format seiner Werke, seine Bedeutung für die Kunstwelt - und auf sein Selbstvertrauen. Al Pacino und Bono sagen nette Sachen über Schnabel, seine Exzesse werden dem Genie verziehen. Insgesamt weniger ein Privatporträt des Künstlers als eine Huldigung.

Tad Stones

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(Foto: dpa)

Geheimnisvolle Tempel, ein größenwahnsinniger Bösewicht und der berühmte Hut: Enrique Gato hat alles zusammen, was man für eine kindgerechte Indiana-Jones-Variante braucht. Sein Held Tad Stones will in seinem neuen Abenteuer das Geheimnis von König Midas lüften und, noch wichtiger, das Herz von Stararchäologin Sara erobern. Dass Tad mehr Tollpatsch als Abenteurer ist, macht ihn liebenswert. Eine exzentrische Mumie sorgt für Witz, die Verfolgungsjagden sind sicher auch ohne 3-D-Animation mitreißend.

Tony Conrad

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(Foto: N/A)

Tony Conrad briet und kochte Filmmaterial, er legte es in Essig ein, er nahm Geigenmusik auf, in der Soli für einen Rasentrimmer vorkamen. Außerdem hatte er eine TV-Sendung, in der Kinder anrufen konnten, damit er ihnen bei den Hausaufgaben half. Was für eine Art Künstler war Tony Conrad? Die Aufnahmen des Dokumentarfilmers Tyler Hubby sind über einen Zeitraum von 22 Jahren entstanden. Wie der Künstler selbst hat es dieser Film nicht eilig - und zieht sich daher zum Schluss ein wenig.

Ein Weg

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(Foto: PRO-FUN MEDIA)

In seinem Debütfilm erzählt der junge Regisseur Chris Miera mit seltener Selbstverständlichkeit von der 13 Jahre währenden Liebesbeziehung zweier Männer. Das ist schön, neu - auch, weil sie in der Thüringer Provinz statt in der Großstadt leben - und es ist zärtlich inszeniert. Weil der Film sich aber so hartnäckig auf die Krisen, Depressionen und das Scheitern von Kommunikation in dieser Partnerschaft konzentriert, fehlt ihm letztlich genau die alltägliche Leichtigkeit, die er mit Wackelkamera, Nahaufnahmen und improvisierten Dialogen in der Einbauküche so dringend erzeugen will.

Wonder Wheel

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(Foto: Warner)

Die Filme des 82-jährigen Woody Allen kreisen immer wieder um dieselben Themen: gefährliche Liebschaften, Kunst und andere Zerstreuungen, New-York-Nostalgie, das ewige Spiel von Zufall und Schicksal. Diesmal dreht sich das Glücksrad des Lebens auf Coney Island, in den Fünfzigern, im Schausteller- und Gangstermilieu. Das Drehbuch ist, nun ja, aufregend wie eine Fahrt mit dem Riesenrad, das sich ja ebenfalls immer nur um sich selbst dreht, dabei aber schöne Aussichten zu bieten hat: Sehenswert sind der Look des Films und vor allem auch Kate Winslet als - nicht mehr junge, noch nicht alte Drama-Queen.

The Untamed

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(Foto: Manuel Claro)

Alejandra (Ruth Ramos) ist sexuell frustriert, ihr Mann hat eine Affäre mit ihrem Bruder. Und dann ist da noch diese hochsymbolische, schlangenhafte Kreatur ungewisser Herkunft, die ungeheure Lust, aber auch Verderben schenkt. Die Figuren in Amat Escalantes Horror-Erotik-Film, der im ländlichen Mexiko spielt, wirken etwas mechanisch wie Verkörperungen ursprünglicher Triebe, determiniert von Sex und Gewalt.

Your Name

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(Foto: Universum)

In Makoto Shinkais schönem Animationsfilm (in Japan ein Riesenerfolg) tauschen ein Mädchen vom Lande und ein Junge aus Tokio im Traum die Körper. Die raffinierte Erzählung über mehrere Zeitebenen handelt nicht nur von der Verbindung zweier Menschen, sondern vor allem von der Arbeit der Zeit: Faszinierend sind weniger die Traumbilder selbst, sondern die Tatsache, dass man sie immer wieder vergisst.

© SZ vom 11.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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