Familienchronik aus China:Es war einmal in Wuhan

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Die Überreste der Geschichte Chinas im 20. Jahrhundert liegen auch unter der heutigen Stadt Wuhan begraben. (Foto: Lintao Zhang/Getty Images)

In China werden die Bücher von Fang Fang unterdrückt, besonders ihr berühmtes Covid-Tagebuch. Jetzt erscheint ihr starker, zärtlicher Familienroman "Glänzende Aussicht" endlich auf Deutsch.

Von Fritz Göttler

Der kleine Achte ist der Erzähler dieser Familiengeschichte, Sohn Nr. 8, das jüngste Kind einer typischen chinesischen Großfamilie in Wuhan, in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Sie führt ein Leben am Existenzminimum, in dem die Widersprüche einer sozialistischen Gesellschaft sich spiegeln. Die rigorosen Restriktionen und die Folgen der ideologischen Umerziehung durch Mao, in den Achtzigern dann die Lockerungen, als neue Wirtschaftsformen mehr Eigeninitiative und Unabhängigkeit ermöglichen. "Glänzende Aussicht" von Fang Fang ist 1987 in China erschienen, ein robuster kleiner Roman von erstaunlicher Offenheit, der unbefangen vom elenden Alltag in China erzählt. In der gleichen Offenheit hat Fang Fang 2020 in ihrem Blog bei Weibo ihr Covid-Tagebuch aus Wuhan geschrieben, als dort der allererste radikale Lockdown verhängt wurde (die deutsche Übersetzung erschien im Mai 2020 bei Hoffmann und Campe). Sie ist für diese Offenheit als Verräterin beschimpft worden, hat Todesdrohungen erhalten.

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