Die wohl wichtigste Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur bleibt in diesem Jahr in Schweden: Die Autorin und Illustratorin Eva Lindström erhält den Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis 2022, teilte die Jury am Dienstag in Stockholm mit. Lindströms meist mit Stift oder Wasserfarben geschaffenen Bilderwelten seien geheimnisvoll und veränderten sich ständig: Bäume bewegen sich, Gegenstände verschwinden und tauchen wieder auf, Hunde wachsen zu gigantischer Größe an - und Kinder, Erwachsene und Tiere setzen sich in Lindströms Werk ständig mit den großen Fragen des Lebens auseinander.
Nach dem Tod von Astrid Lindgren im Jahr 2002 hatte Schweden den Preis ins Leben gerufen, der vom staatlichen Kulturrat organisiert wird. Nicht nur die Namenspatin und die ersten Preisträger 2003, Maurice Sendak und Christine Nöstlinger, trugen zum Renommee der Auszeichnung bei, sondern auch ihre hohe Dotierung: Fünf Millionen schwedische Kronen - etwa 480 000 Euro - erhalten die von der Jury ausgewählten Preisträger. Institutionen aus der ganzen Welt können Autorinnen, Illustratoren und Organisationen vorschlagen, die sich um die Leseförderung im Geiste der Erfinderin von "Pippi Langstrumpf" verdient gemacht haben. In diesem Jahr wurden 228 Kandidatinnen, Kandidaten und Organisationen aus 71 Ländern nominiert, aus Deutschland unter anderen die Autorin Kirsten Boie ("Der kleine Ritter Trenk", "Abenteuer im Möwenweg") und der Autor Andreas Steinhöfel ("Die Mitte der Welt", "Rico und Oskar"-Reihe).
Viele rechneten mit Preisträgern aus Russland und der Ukraine
Da die großen Fragen des Lebens, die Kinder in diesen Tagen stellen, oft mit dem Krieg in der Ukraine verbunden sind, hatten nicht wenige Branchenkenner mit Preisträgern aus Russland und der Ukraine gerechnet - Doppelauszeichnungen sind beim Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis ausdrücklich möglich. Allein aus Russland kamen 17 Nominierte, neben staatlichen Institutionen wie der Russischen Kinderbibliothek auch viele Autorinnen und Illustratoren. Aus der Ukraine stand allein Oleksandr Dermanskyi auf der Kandidatenliste, Autor der Bücher "Drei Märchen" und "Der "Geburtstag des Geistes", die im Land Besteller sind, aber noch nicht international verlegt wurden.
Auch die Preisträgerin Eva Lindström ist bislang in Deutschland nicht wesentlich bekannt. Bislang erschien von der 1952 geborenen Autorin nur 2006 das Buch "So ein Glück! Geschichten von Mats und Roj" im Hanser Verlag.