"Metoo"-Debatte:Bericht stützt Vorwürfe gegen Plácido Domingo

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"Ich übernehme die volle Verantwortung für mein Handeln", sagt Plácido Domingo nun zu den Anschuldigungen vieler Frauen gegen ihn. (Foto: AFP)
  • Im vergangenen Jahr sind Anschuldigungen wegen sexuellen Fehlverhaltens gegen den Opernstar Plácido Domingo laut geworden.
  • Domingo bestritt die Vorwürfe, trat aber vom Chefposten der Oper von Los Angeles zurück.
  • Ein Untersuchungsbericht der amerikanischen Operngewerkschaft untermauert nun die Anschuldigungen. Domingo entschuldigt sich bei den Frauen, die ihm Vorwürfe machen.

Laut einer neuen Untersuchung der Operngewerkschaft American Guild of Musical Artists hat der Opernstar Plácido Domingo sich mindestens 20 Jahre lang sexueller Übergriffe schuldig gemacht und seine Macht ausgenutzt. In der Untersuchung kommen nach den 2019 publik gewordenen Anschuldigungen mehrere weiter Frauen mit Vorwürfen zu Wort, schreibt die Nachrichtenagentur AP.

27 Menschen geben demnach zu Protokoll, sexuell belästigt worden zu sein oder ein unangebrachtes Verhalten Domingos bezeugen zu können, als er Führungspositionen bei der Washingtoner Oper und der Oper in Los Angeles innehatte. Zusätzlich zu den 27 mutmaßlichen Opfern und Zeugen bestätigten zwölf weitere, ihnen sei der Ruf des Stars bekannt gewesen. Frauen seien vor engem Kontakt mit ihm gewarnt worden.

Die Vorwürfe reichen von ungewollten Berührungen, Küssen auf den Mund bis hin zu festem Anfassen und Begrapschen. Die Rede ist von Telefonanrufen spät in der Nacht mit der Bitte, zu seiner Wohnung zu kommen, ein beharrliches Dringen darauf, zusammen auszugehen, so dass sich manche Frauen wie Stalking-Opfer fühlten. Zwei der Frauen berichteten von sexuellen Beziehungen zu Domingo. Sie hätten sich wegen seiner Position in der Oper dazu gezwungen gefühlt, hieß es aus dem Umfeld der Gewerkschaftsuntersuchung. Sie hätten Angst gehabt, dass ein Nein gegenüber dem Star ihrer Karriere schade.

Domingo ist im Oktober 2019 als Chef der Oper von Los Angeles zurückgetreten

In einer Mitteilung hat sich der 79-jährige Sänger und Opernchef am Dienstag bei den Frauen entschuldigt, die ihm im Zuge der Metoo-Bewegung Übergriffe vorgeworfen hatten. "Ich möchte, dass sie wissen, dass mir der Schmerz, den ich ihnen zugefügt habe, wirklich leid tut", heißt es darin. "Ich übernehme die volle Verantwortung für mein Handeln, und ich bin aus dieser Erfahrung gewachsen."

Mehrere Sängerinnen hatten dem spanischen Künstler im Zuge der Me too-Bewegung teils Jahrzehnte zurückliegende Übergriffe vorgeworfen. Domingo hatte die Beschuldigungen bisher zurückgewiesen. Nach den Vorwürfen war er im Oktober 2019 als Chef der Oper in Los Angeles zurückgetreten. Einige Opernhäuser und Orchester in den USA sagten Auftritte Domingos ab. Andere - vor allem in Europa - hielten jedoch weiter an dem Klassik-Weltstar fest. In Israel wird er im Oktober einen einwöchigen Gesangswettbewerb veranstalten. Eine weitere Untersuchung zu Anschuldigungen gegen Domingo läuft noch an der Los Angeles Opera.

© SZ.de/khil/AP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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