Diesjährige Emmy-Verleihung:Große Bühne für Ägyptens Satire-Star

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Bassem Youssef: Ägyptischer Komiker mit großem Auftritt in den USA. (Foto: Stephan Savoia/AP)

Halb Ägypten hing an seinen Lippen, wenn Politsatiriker Bassem Youssef auf Sendung ging. Doch im Mai vergangenen Jahres hörte er auf - aus Angst um die Sicherheit seiner Familie. Jetzt bekommt er als Moderator der Emmy-Verleihung die ganz große Bühne.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Bei Bassem Youssef weiß man manchmal nicht so genau, wo die Ironie anfängt und der Ernst aufhört. So war es auch mit der Reaktion des 41-Jährigen, als er nun in New York zum Moderator der nächsten Emmy-Verleihung am 23. November erkoren wurde, des wichtigsten Fernsehpreises der USA.

Der erste Gastgeber aus dem Nahen Osten zu sein, lege eine große Verantwortung auf seine Schultern, diese Position so gut auszufüllen, wie er nur könne, ließ er wissen. "Und ich hoffe, das wird mehr Licht auf die lebhafte Unterhaltungsindustrie in meiner Region werfen." Wie bitte?

Bassem Youssef hat in seiner Heimat Ägypten drei Jahre lang über alles und jeden gespottet. Es fing an mit Youtube-Clips über die irrwitzige Propaganda des Staatsfernsehens, als dieses noch versuchte, die Proteste gegen Machthaber Hosni Mubarak zu diffamieren. Bald war der promovierte Herzchirurg so populär, dass er eine eigene Fernsehshow bekam.

In " el-Bernameg" ("das Programm") zog er erst den Militärrat durch den Kakao. Dann machte er sich über die bigotten Frömmeleien der Muslimbruderschaft lustig und über das miese Englisch des Islamisten-Präsidenten Mohammed Mursi, der ihn einmal verhaften ließ. Das halbe Land hing an seinen Lippen, wenn seine Sendung aus dem Cinema Radio im Stadtzentrum von Kairo einmal in der Woche live ausgestrahlt wurde.

Der Druck wurde zu groß

Doch nach Mursis Sturz durch das Militär wuchs der Druck - und irgendwann wurde er zu groß. Den Amtsantritt des Ex-Generals Abdel Fattah al-Sisi als Präsident verulkte Youssef schon nicht mehr. Nach einem Senderwechsel und mehreren Pausen schaltete er sich im Mai vergangenen Jahres endgültig selber ab. Er fürchtete um seine Sicherheit und die seiner Familie, wie er sagte, ohne ins Detail zu gehen.

"Wer lacht, hat keine Angst mehr", hat der Vater einer Tochter einmal die aufklärerische Wirkung von Satire und Sarkasmus beschrieben - und Ägypter sind für diese Art von Humor sehr zugänglich. Doch musste er nun trotz seiner Popularität Angst haben, andere zum Lachen zu bringen.

Es folgten Schadensersatzforderungen gegen ihn und seine Produktionsfirma, angestrengt von dem Sender, der seine Show abgesetzt hatte. Ein Schiedsgericht verurteilte ihn zur Zahlung von umgerechnet insgesamt elf Millionen Euro. Auch so kann man unbequeme Geister zum Schweigen bringen.

Vorläufig keine Rückkehr auf Ägyptens TV-Schirme

Im Januar dann versah ihn die US-Eliteuniversität Harvard mit einer Gastprofessur; er trat in der Daily Show von Jon Stewart auf, die ihm einst als Vorbild gedient hatte. Die Produzentin der Sendung, Sara Taksler, drehte unter dem Titel "Tickling Giants" eine Dokumentation über ihn und die Kraft der Satire.

Dass er auf Ägyptens TV-Schirme zurückkehrt, schloss er jüngst in einem Interview mit der BBC für die nächste Zeit noch einmal aus. Doch die Weltbühne, die sich bei den Emmys bietet, wird er sich nicht entgehen lassen - vielleicht mit ein paar bissigen Bemerkungen zum Zustand der Unterhaltungsindustrie in seiner Region.

© SZ vom 13.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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