Oper "Die Weiden":Zirkuskulissenklang

Lesezeit: 4 min

Vorne Rachel Frenkel als Lea, hinten Wiener Maskenball. (Foto: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn)

Zwischen Frankfurter Schule und Stammtisch: In Wien wird die Oper "Die Weiden" mit einem Libretto von Durs Grünbein uraufgeführt.

Von Helmut Mauró

Es ist lange her, dass man an der Wiener Staatsoper eine Uraufführung bestaunen konnte. Die Oper "Die Weiden", vom Intendanten Dominique Meyer in Auftrag gegeben, nimmt dezidiert Stellung gegen rechtspopulistische Umtriebe. Das Publikum reagierte auch in der zweiten Aufführung gleichermaßen mit Buhs und Bravi. Das muss sich nicht unbedingt auf den Inhalt beziehen, denn das Musiktheaterstück von Komponist Johannes Maria Staud und Librettist Durs Grünbein ist kein Sängerfest, sondern - trotz opulenten Klangaufwands, Live-Elektronik und Zuspielungen - sehr textlastig ausgefallen. Es beginnt harmlos und wird zunehmend gruseliger. Staud unterlegt viele Bilder mit Horrorfilmmusik. In der Luxuswohnung eines New Yorker Hochhauses versuchen die Eltern, aus Nazideutschland geflohene Juden, ihrer Tochter Lea eine Reise dorthin auszureden. Deutschland ist hier das Land am Großen Strom. Der heißt Dorma, klingt ein bisschen schläfrig und ein bisschen nach Donau, jedenfalls nicht nach Rhein, sodass man Österreich mitdenken kann. Die Eltern wollen Lea (leider mit sehr starkem Akzent, was zwar inhaltlich passt, aber in der Länge der gesprochenen Texte mühsam und unmusikalisch wirkt: Rachel Frenkel) überzeugen, indem sie ihr die Parabel von den Karpfenmenschen erzählen, in der die Bewohner des Großen Stromes eines Tages mit den Köpfen von Karpfen aufwachen und einer plötzlich auftretenden Fremdenfeindlichkeit.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: