Bad Liebenstein:Stürme und Dürre: Schlossparks leiden unter Klimawandel

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Ein Mitarbeiter im Schlosspark Altenstein zerkleinert mit der Kettensäge vom Sturm umgestürzte Bäume. (Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild)

Der Klimawandel macht den historischen Thüringer Schlossparks massiv zu schaffen. Allein den jüngsten Stürmen von "Yelia" bis "Antonia" fielen Dutzende Bäume...

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Weimar/Rudolstadt (dpa/th) - Der Klimawandel macht den historischen Thüringer Schlossparks massiv zu schaffen. Allein den jüngsten Stürmen von „Yelia“ bis „Antonia“ fielen Dutzende Bäume zum Opfer, wie es von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten und von der Klassik Stiftung Weimar hieß.

Am schwersten betroffen ist der Schlosspark Altenstein im Wartburgkreis. Dort seien 37 im 19. Jahrhundert gepflanzte Bäume - meist Linden, Buchen und Eschen - entwurzelt oder abgebrochen, sagte Dietger Hagner, Gartendenkmalpfleger der Schlösserstiftung. Im Schlosspark Gotha erwischte es drei Bäume. Die Klassik Stiftung Weimar verlor nach Angaben von Gartenbaureferent Andreas Pahl mehrere Bäume im Park an der Ilm und im Schlosspark Tiefurt, vor allem Fichten.

Leichtes Spiel hatten die Stürme nach Ansicht der Fachleute, weil die Bäume durch vergangene Dürrejahre bereits vorgeschädigt waren oder unter Schädlingsbefall oder Krankheiten litten.

Für die Parks waren es nicht die ersten Sturmschäden. Allein die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, die 12 historische Parks betreut, hat von 2018 bis 2020 insgesamt rund 630 Bäume mehr verloren als zuvor innerhalb von drei Jahren. Der finanzielle Aufwand für Ersatzpflanzungen beläuft sich Hagner zufolge auf 1,2 Millionen Euro, was die Stiftung aus ihrem Budget nicht stemmen könne.

Die Klassik Stiftung Weimar ist vor allem besorgt wegen des Zustands der rotblättrigen Blutbuchen, mit denen beim Anlegen der Parks ein bewusster Farbkontrast gesetzt wurde. Sie kämen mit dem Wechsel von Dürre und Starkregen schlecht zurecht, sagte Gartenexperte Pahl.

Der Verlust von Bäumen hat Auswirkungen auf den historischen Charakter der Parks, wie die Fachleute betonen. „Die Mischung von Einzelbäumen, Baumgruppen, Gehölzen, Freiflächen und Flanierwegen macht ja den Charakter eines Gartenkunstwerks aus“, sagte Hagner. Verlorene Bäume ließen sich nicht einfach durch Bäume anderer Arten ersetzen, auch wenn diese widerstandsfähiger seien. Sie müssten in das Ensemble passen.

Bei der Klassik Stiftung haben sich die Ausgaben für die Baumpflege seit 2018 verfünffacht. Jährlich müssen Pahl zufolge dafür inzwischen 500.000 Euro ausgegeben werden. Eine besondere Herausforderung sehen beide Fachleute in der Wasserversorgung der Parks. Dabei gehe es etwa darum, Bodenmaterial einzubringen, das Wasser besser speichern und so das Wurzelwerk versorgen könne.

© dpa-infocom, dpa:220227-99-306128/2

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