Gevelsberg:Vom Festzelt ins Internet: Schützen suchen digitale Wege

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Die Macher von „Schützenfestdaheim.de“ stehen in ihrem mobilen Studio. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Digitales Dorffest, Fahnenschwenken als Webchallenge, Zapfenstreich im Livestream: Weil in diesem Sommer die traditionellen Schützenfeste wegen der...

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Paderborn (dpa/lnw) - Digitales Dorffest, Fahnenschwenken als Webchallenge, Zapfenstreich im Livestream: Weil in diesem Sommer die traditionellen Schützenfeste wegen der Corona-Pandemie ausfallen, arbeiten einige Vereine bereits an virtuellen Alternativkonzepten. „In den nächsten Wochen und Monaten wird es zahlreiche digitale Aktionen vielfältigster Art geben“, sagte Jonas Leineweber, Kulturwissenschaftler an der Universität Paderborn der Deutschen Presse-Agentur. Im Rahmen des Projektes „Tradition im Wandel“ untersucht er das Schützenwesen als immaterielles Kulturerbe.

Erste Initiativen sind bereits sichtbar. So hat die Schützengemeinschaft Bislich in Wesel am Niederrhein mit einer Reihe launiger Videos bei Facebook das ausgefallene Schützenfest am ersten Maiwochenende überbrückt - und mit durchschnittlich 4000 Views pro Clip deutlich mehr Zuschauer als seine 500 Mitglieder erreicht.

Die Macher von „Schützenfestdaheim.de“ aus der ostwestfälischen Schützenhochburg Delbrück wollen von einem mobilen Studio aus Vereinen helfen, ihr abgesagtes Schützenfest ins Internet zu retten. „Jedes Dorf fiebert hier das ganze Jahr auf dieses Ereignis hin“, sagt Mitinitiator Frank Berkemeier. „Da werden die Straßen rausgeputzt, Fahnen werden vor dem Haus gehisst, das Schützenfest bringt Nachbarn zusammen“. Das soll dieses Jahr auch gelingen - mit Liveschaltungen in die Wohnzimmer und Gärten der Vereinsmitglieder, mit Mitmachformaten und virtuellen Begegnungsmöglichkeiten.

In nahezu allen Regionen NRWs gibt es Schützenvereine. Schwerpunkte finden sich etwa in Ostwestfalen, am Niederrhein oder im Sauerland. Millionen Menschen kämen jährlich auf Schützenfesten zusammen, sagte Leineweber. Die Absage stelle die Vereine vor eine große Herausforderung: „Sie können das, was für ihre kulturelle Praxis wesentlich ist, derzeit nicht wie gewohnt ausüben und leben: Gemeinschaft und Geselligkeit“.

Kein Wunder also, dass sie nach kreativen und digitalen Möglichkeiten Ausschau hielten, ihr Brauchtum und das vielerorts damit einhergehende soziale Engagement in digitaler Form aufrecht zu erhalten. Der Nebeneffekt: Die Ausnahmesituation treibe notwendige Digitalisierung und Modernisierungsprozesse im Schützenwesen voran.

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