Gera:Ausstellung in Gera beleuchtet das Sozialleben von Tieren

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Gera (dpa/th) - Polygame Wüstenmäuse, sexverliebte Schimpansen und fremdgehende Singvögel: Eine neue Ausstellung in Gera widmet sich dem Sozialverhalten von Tieren. "Ich leb' nicht gern allein - tierisch sozial" zeigt ab Donnerstag im Museum für Naturkunde lebende Tiere, präparierte Lebewesen und weitere Objekte. Darunter sind auch echte Ameisen- und Schabenkolonien, wie der Zoologe und Ausstellungsmacher René Köhler sagte. Auch drei Steppenlemminge, eine Wühlmaus-Art, ziehen ins Museum ein - um sich fortzupflanzen.

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Gera (dpa/th) - Polygame Wüstenmäuse, sexverliebte Schimpansen und fremdgehende Singvögel: Eine neue Ausstellung in Gera widmet sich dem Sozialverhalten von Tieren. „Ich leb' nicht gern allein - tierisch sozial“ zeigt ab Donnerstag im Museum für Naturkunde lebende Tiere, präparierte Lebewesen und weitere Objekte. Darunter sind auch echte Ameisen- und Schabenkolonien, wie der Zoologe und Ausstellungsmacher René Köhler sagte. Auch drei Steppenlemminge, eine Wühlmaus-Art, ziehen ins Museum ein - um sich fortzupflanzen.

Die Ausstellung soll den Besuchern tierisches Sozialverhalten nahebringen und wissenschaftliche Erkenntnisse der Ethologie (Verhaltensbiologie) miteinbeziehen. Lebensformen wie Staaten, Kolonien oder Symbiosen werden erklärt. Auch das Tier-Mensch-Verhältnis werde thematisiert, so Köhler.

Es könne sein, dass sich die Steppenlemminge - ein Männchen und zwei Weibchen - im Museum so schnell fortpflanzen, dass es ein bis zwei Wochen nach Ausstellungseröffnung schon 20 Tiere gebe, sagte Köhler. „Das ist das produktivste Säugetier, das es überhaupt gibt.“

Die Fortpflanzung anderer Tierarten können Besucher zwar nicht live erleben, aber anhand von Texten, Bildern oder Installationen im Museum nachvollziehen. Bonobos, eine Schimpansen-Art, lösen demnach ihre Konflikte mit Sex. Sehr speziell sei auch die Fortpflanzung der Heckenbraunellen, einem Singvogel, so Köhler.

„Die versuchen jedenfalls monogam zu sein. Aber eigentlich gibt es ständig Seitensprünge und die Männchen können sich nicht sicher sein, ob sie der Vater sind. Sie kümmern sich um alle Weibchen, die sie befruchtet haben. Sie füttern die auch, wenn sie da den Überblick behalten. Ein Pascha, der am lautesten trällern kann, befruchtet natürlich sein Weibchen. Aber am Rand sitzt dann immer der kleine Underdog. Und wenn der große Pascha mal weg ist - wenn er selber gerade fremdgeht - dann nutzt er seine Chance.“

Was dann passiere, nenne man „Kloakenpicken“, so der Zoologe. „Damit das Männchen halbwegs sicher gehen kann, dass er der Vater von den Eiern ist, die dann gelegt werden, besteht er darauf, dass das Weibchen ihm sein Hinterteil präsentiert und ganz weit aufmacht. Dann pickt er aus der Kloake das Sperma vom Vorgänger heraus, und erst dann darf er drauf. Der will sichergehen, dass er seine Gene weitergeben kann.“

In der Ausstellung soll auch deutlich werden, dass sich die wenigsten Tiere bewusst sozial verhalten. „Die meisten Tiere besitzen kein Ich-Bewusstsein“, sagte Köhler. „Damit ist ihr Sozialverhalten den biologischen Bedürfnissen unterworfen und durch Instinkte gesteuert - die wollen satt werden, weniger Energie verbrauchen oder sich fortpflanzen.“

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