Essen:Goldglanz im Bunker: Ausstellung zeigt Adel im Ruhrgebiet

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Das Fell des Löwen „Simon“ aus dem Löwenpark Westerholt (um 1975/85) liegt in der Ausstellung. (Foto: Roland Weihrauch/dpa)

Das heutige Ruhrgebiet hatte vor seiner Industrialisierung eine reiche Vergangenheit als Sitz geistlicher und weltlicher Adelshäuser. Diese außerhalb der...

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Essen (dpa/lnw) - Das heutige Ruhrgebiet hatte vor seiner Industrialisierung eine reiche Vergangenheit als Sitz geistlicher und weltlicher Adelshäuser. Diese außerhalb der Fachwelt wenig bekannte Tatsache beleuchtet das Essener Ruhrmuseum in einer breit angelegten Ausstellung unter dem Motto „Eine Klasse für sich. Adel an Rhein und Ruhr (13.12.-24.4.2022).

Vor den rußgeschwärzten Wänden eines riesigen ehemaligen Kohlebunkers der Welterbestätte Zeche Zollverein zeigt die Ausstellung wertvolle Stücke wie ein über 1000 Jahre altes goldenes Zeremonialschwert des früheren Frauenstifts Essen, kostbare Urkunden, Schmuck, Gemälde und eine Holzstatue des 1225 ermordeten Kölner Erzbischofs Engelbert II. - Ausdruck der immer wieder aufflammenden Fehden und Streitigkeiten in der von vielen Adelsgeschlechtern beanspruchten Region.

Die Ausstellung mit mehr als 800 Exponaten und Exponatgruppen hat einen Versicherungswert von 30 Millionen Euro, wie Museumsleiter Theo Grütter bei der Vorbesichtigung am Freitag sagte.

Der Adel sei von der Industrialisierung der Region nicht überrollt worden - im Gegenteil: In der Anfangszeit hätten Adelige sich sogar als Industriepioniere betätigt - wie die Essener Fürstäbtissin Maria Kunigunde von Sachsen mit dem Kauf der St-. Antony-Hütte in Oberhausen. Bürgerlichen seien in der Anfangszeit Firmengründungen wegen des Zunftzwangs verwehrt gewesen.

Die Ausstellung zeigt die Blütezeit des Adels an Rhein und Ruhr mit einst rund 400 Rittersitzen, Herrenhäusern, Burgen und Wasserschlössern, von denen etwa 200 noch erhalten sind - wenn auch teilweise als Ruinen. Sie beschreibt den Privilegienverlust nach dem Ersten Weltkrieg und der Novemberrevolution 1918 und die ungebrochene Faszination für das adelige Leben auch in der modernen Zeit.

Heute gebe es bundesweit nach Schätzungen rund 20.000 Adelige aus etwa 3000 Familien, sagte eine Museumssprecherin. Viele engagierten sich ehrenamtlich oder als Mäzene und hätten - auch im Ruhrgebiet - ihre Schlösser und Anwesen geöffnet; teils für touristische oder gastronomische Nutzungen, um die erheblichen Unterhaltskosten abzudecken.

Adelige an Rhein und Ruhr hätten nach persönlichen Gesprächen in der jahrelangen Vorbereitungszeit der Ausstellung private Stücke aus ihren Familienbeständen beigesteuert, die so noch nie gezeigt worden seien, sagte Grütter. Zur feierlichen Eröffnung an diesem Sonntag kämen auch etwa 50 Adelige aus mehreren Dutzend Familien der Region.

© dpa-infocom, dpa:211210-99-333837/5

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