Dortmund:Premiere für Multimedia-Installation: Nam June Paik

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Er verband Videokunst mit musikalischen Elementen: Der studierte Komponist Nam June Paik wurde als Medienkünstler weltberühmt. In Dortmund werden rund 100 Werke des Künstlers gezeigt.

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Dortmund (dpa/lnw) - Skulpturen aus alten Fernsehern, multimediale Installationen und außergewöhnliche Partituren: Im Werk des Südkoreaners Nam June Paik (1932-2006) spiegelt sich seine Faszination für die Kombination von Video, Audio und Performance. In der langen Karriere des Medienkünstlers spielten vor allem Live-Momente immer wieder eine wichtige Rolle. Bei seinen Performances wurde auch das Publikum aktiv mit einbezogen.

Im Dortmunder Museum Ostwall können Besucher nun in Paiks größter Installation herumgehen und dabei ganz zufällig erzeugte Live-Momente erleben: Die Rauminstallation „Sistine Chapel“ ist erstmals in Deutschland zu sehen. Sie ist Teil der Ausstellung „I Expose the Music“, die insgesamt rund 100 Arbeiten Paiks umfasst. Die Retrospektive läuft ab Freitag bis zum 27. August im Dortmunder U.

Paiks Antwort auf die Sixtinische Kapelle besteht aus 34 Projektoren, die an zwei Gerüsten befestigt sind. So werden die Bilder an Wänden und Decke auf-, neben- und übereinander gelegt. Die Mischung der Aufnahmen erfolge nach Zufallsprinzip aus insgesamt vier Videokanälen, sagt Co-Kuratorin Stefanie Weißhorn-Ponert. Dazu laufe eine Tonspur. Das Bild- und Tonerlebnis sei daher für jede Besucherin und jeden Besucher einzigartig.

„Sistine Chapel“ wurde für die Biennale in Venedig entworfen, wo sie 1993 ausgestellt wurde. Danach war das Werk lange nicht zu sehen. Erst nach dem Tod des Künstlers wurde es 2019 für Ausstellungen rekonstruiert und zuletzt in Singapur gezeigt.

„Als Videokünstler wird Paik oft mit dem Fernseher verbunden, den er ja auch häufig eingesetzt hat“, sagt Weißhorn-Ponert. Mit „Sistine Chapel“ werde nun eine andere Facette des Künstlers gezeigt.

Weitere Live-Momente verspricht etwa die „Sinfonie for 20 Rooms“, die als rekonstruierte Partitur gezeigt wird. Das Werk führte Paik nie selbst auf - und es bleibe auch jetzt unaufgeführt, erklärt Gastkurator Rudolf Frieling vom San Francisco Museum of Modern Art. Das Kuratoren-Team habe allerdings vier Gastkünstler eingeladen, die von der Partitur inspirierte eigene Inszenierungen aufführen sollen.

Der im heutigen Südkorea geborene Paik gilt als Pionier der Videokunst und ist in der Öffentlichkeit vor allem als Mitglied der Künstlerbewegung Fluxus bekannt. Er betätigte sich aber auch als Komponist, ließ sich hier insbesondere von John Cage inspirieren. Als „the world's most famous bad pianist“ soll sich der Künstler, der zu Beginn seiner Laufbahn unter anderem an der Hochschule für Musik in Freiburg studierte, wiederholt bezeichnet haben.

Paik lebte in Japan, Deutschland und den USA und lehrte unter anderem an der Düsseldorfer Kunstakademie. 2006 starb er in Miami.

© dpa-infocom, dpa:230315-99-963906/4

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