AfD-Recherche im Berliner Ensemble:Freakshow Bundesrepublik

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Ein politischer Amoklauf aufgeblähter Biedermänner, die gerne Brandstifter wären: Das Dinner von Potsdam in der Inszenierung des Berliner Ensembles. (Foto: Kolja Zinngrebe)

Clevere Doku-Polit-Soap und wohlfeile Selbstfeier: Das Berliner Ensemble bringt die "Remigrations"-Recherchen von "Correctiv" auf die Bühne.

Von Peter Laudenbach

Dass die Correctiv-Recherche zu der trauten Potsdamer Runde von Rechtsextremen eine Woche nach der Veröffentlichung als szenische Lesung auf der Bühne des Berliner Ensembles (BE) gelandet und in zahlreichen Streams live versendet worden ist, ist nicht nur ein Coup für das Theater und gekonntes Marketing für die Correctiv-Journalisten. Es passt auch inhaltlich hervorragend. Denn dass die akribisch betriebene Recherche solch enorme Wellen geschlagen, Demonstrationen in zahlreichen Städten ausgelöst und die Debatte über ein mögliches Verbotsverfahren gegen die AfD neu befeuert hat, lag natürlich auch an der aberwitzigen Situation des ominösen Treffens: Ein Zahnarzt aus Düsseldorf und andere Herren aus dem gehobenen Bürgertum, ein vorbestrafter Gewalttäter und Mitarbeiter eines AfD-Bundestagsabgeordneten, ein Lautsprecher der rechtsextremen "Identitären Bewegung" und AfD-Funktionäre mit großen Ambitionen träumen im Vollgefühl der eigenen historischen Bedeutung in gediegenem Ambiente von einem reinrassigen Deutschland und einer Machtergreifung 2.0: Das hätten sich Thomas Bernhard und Elfriede Jelinek nicht irrsinniger und kaputter ausdenken können, Herrenrasse reloaded.

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