Ernährung:Über Zucker lässt sich streiten

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(Foto: imago classic/YAY Images)

Kommt es auf die Menge an oder ist Zucker immer schlecht? SZ-Leserinnen und -Leser vertreten dazu klare Meinungen.

"Süße Verlockung, buntes Gift" vom 7./8. Juni, "Tagsüber keine Käse-Spots?" vom 15. Juni:

Die Dosis macht das Gift

Vielen Dank für diesen erhellenden Artikel, in dem Zucker nicht einfach nur verteufelt wird. Ich erinnere mich, dass uns Kindern unsere schon damals sehr ernährungsbewusste Mutter empfahl, einen Kaffeelöffel Zucker zu essen, wenn wir recht müde waren. Es half immer und führte auch nicht zu Fettleibigkeit oder gar Abhängigkeit.

Allerdings fällt mir auf, dass die leidige Laktose-Intoleranz auch in Ihren Beiträgen häufig etwas belächelt und nicht ernst genommen wird. Herr Dr. Bartens schreibt "selten bei Europäern" - ich kenne genügend Leute, die Milchzucker nicht vertragen, und ich gehöre leider selbst dazu! Es sind auch nicht nur die besser verdienenden Städter, die damit zu tun haben. Wenn man nämlich davon betroffen ist und Laktose zu sich genommen hat, ist es egal, wo man dann dringend das nächste Häusl aufsuchen muss. Dies kann in höchstem Maße unangenehm werden, ist allerdings "auf dem Land" durch die Nähe zur Natur eventuell leichter lösbar.

Bei diesem Thema würde ich mir auch in der SZ eine differenziertere Betrachtungsweise wünschen. Vielleicht wäre auch einmal ein Hinweis angebracht, dass es Präparate gibt, die man zum Essen einnehmen und womit man die unangenehmen Folgen vermeiden kann.

Renate von Törne, Hof/Saale

Zucker darf man nicht verteidigen

So langsam frage ich mich, welche Interessen Herr Bartens mit seiner regelmäßigen Verteidigung des Zuckers vertritt. Will er sich als oberster Apologet des zu Unrecht verfolgten Nahrungsmittels positionieren? Projiziert er eigene Bedenken wegen seines persönlichen Süßigkeitenkonsums auf seine Umwelt?

Doch unabhängig von der interessanten Frage nach dem Motiv gibt es einige peinliche inhaltliche Ungereimtheiten in seinem Artikel. So insinuiert er tatsächlich die reduktionistische These, es sei egal, in welcher Form man Glukose zu sich nehme: als komplexe Kohlehydrate oder als Einfachzucker: "aus Vollkornbrot ...: Glukose. Kartoffeln, Nudeln und Reis ...: Glukose."

Da alle Kohlenhydrate im Stoffwechsel in Glukose umgewandelt würden, mache es keinen Unterschied, ob man Vollkornbrot oder Haushaltszucker esse. Wenn man diese Logik konsequent befolgen würde, könnte man sich das Kochen und Kauen sparen, denn dann würde es ausreichen, die Nahrungsbestandteile in Pillenform zu sich zu nehmen. Zwar weist er pflichtschuldig darauf hin, dass es sehr wohl für den Blutzucker einen Unterschied mache, "doch auch hier gibt es Ausnahmen". Der mühsam konzedierte Nachteil des Zuckerkonsums wird also gleich wieder kassiert.

Negative Auswirkungen habe Zucker nur, wenn er in zu großen Mengen genossen werde. Da Herr Bartens an anderer Stelle seines Artikels zugibt, dass ein psychisches Abhängigkeitspotenzial beim Zucker nicht zu leugnen sei, bleibt rätselhaft, wieso er diesen offensichtlichen gefährlichen Zusammenhang nicht herstellt, sondern konstant Verharmlosung betreibt.

Ich nehme seit 40 Jahren keinen Zucker zu mir, ebenso wenig Honig, Agaven- oder Ahornsirup und so weiter, vermeide Monosaccharide, nehme allenfalls mal Disaccharide in Form von Gerstenmalz zu mir und konsumiere ansonsten Polysaccharide im Vollkorngetreide. Mit diesem Hintergrund und der Erfahrung versehentlichen Zuckerkonsums kann ich sagen, dass es sehr wohl einen Unterschied macht, ob man Zucker als Mono- oder als Polysaccharide zu sich nimmt. Dass derartige Erfahrungsberichte für Herrn Bartens keine Rolle spielen, weil sie nur anekdotische Evidenz besitzen, ist mir klar, deshalb erspare ich es mir hier auch, ins Detail zu gehen.

Hermann Woelke, Dortmund

Die FDP verdient nicht an Gesundheit

Die FDP will an den ungesunden Lebensmitteln verdienen: Freiheit für die Produzenten von fettem Essen! Die FDP will an den Krankenhäusern und den Medikamenten verdienen, welche die Übergewichtigen nötig haben: Freiheit für die Gesundheitsindustrie!

Grundgesetz, Bundesregierung und Parlament sind dem Schutz der Schwächsten und der Gesundheit der Gesellschaft verpflichtet. Dass proaktive Gesundheitsmaßnahmen viele vorzeitige Tote und den betroffenen Kindern und Erwachsenen unerträgliches persönliches Leid ersparen, daran verdient die FDP nichts. Schade, denn gerade gesunde und glückliche Bürger sind das wertvollste Kapital einer Gesellschaft. FDP: Eine Partei arbeitet an der immer schnelleren Verarmung Deutschlands.

Klaus Siersch, München

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