Sprachlabor:Der Spex, die Spexe

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Ferner die Frage, ob Wasser eigentlich wirklich "verbraucht" werden kann, und ein Tipp für Konstruktionen mit "um...zu".

Von Hermann Unterstöger

DIE GRAMMATIK ist kein Ponyhof, aber an manchen Stellen doch recht unterhaltsam. Eine davon behandelt die "Schwierigkeiten beim Infinitiv mit ,um ... zu'" und dekoriert dieses Kapitel mit Sätzen wie: "Karl ging in die Stadt, um dort von einem Auto überfahren zu werden." Daraus ist zu lernen, dass der Infinitiv mit "um ... zu" auf das Subjekt des zugehörigen Satzes Bezug nimmt, in diesem Fall auf Karl, der aber keineswegs den Plan hatte, in der Stadt überfahren zu werden. Unser Leser Dr. H. verfing sich in einer ähnlich irritierenden Konstruktion: "Aber immer wieder starten Projekte, die zu gut klingen, um nicht misstrauisch zu werden." Es ging dabei um Kryptowährungen, und gesagt sollte werden, dass auch bei attraktiven Projekten Vorsicht geboten ist. So, wie der Satz dasteht, gibt er der Vermutung Raum, die Projekte könnten, klängen sie denn nicht so gut, misstrauisch werden. Man umgeht die Falle mit "als dass": "... Projekte, die zu gut klingen, als dass man nicht misstrauisch werden müsste."

PHYSIK war nie die Stärke dieser Kolumne, doch vom Energieerhaltungssatz hat man auch hier schon gehört: dass Energie in andere Energieformen umgewandelt werden, aber nicht verbraucht werden kann. Sie bleibt erhalten, immer und ewig. Trotzdem spricht jedermann von Energieverbrauch und -verlust, eine Redeweise, die Leser H. auch dann stört, wenn sie aufs Wasser angewandt wird. In einem Artikel war, wie er schreibt, "gefühlte 100mal von ,Wasserverbrauch' die Rede", obwohl Wasser "lediglich genutzt" werden kann (Bundesumweltministerium). Man nimmt der Hochsprache nichts weg, wenn man in diesem Fall für den umgangssprachlichen Gebrauch von verbrauchen eine Lanze bricht. Die meisten wissen, dass Wasser erhalten bleibt, und wenn die übrigen zu mehr Bedacht beim "Verbrauch" angehalten werden, ist das ja auch kein Schaden.

DIE EINGEWEIDESCHAU gehörte im alten Rom zur Arbeit der Haruspices. Der einzelne Beschauer hieß haruspex, woraus bei uns der Plural "Haruspexe" wurde. Leser K. nahm daran Anstoß, doch ist dieser für Lateiner schwer erträgliche Plural erlaubt.

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