Sprachlabor:Wer anderes

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Und: Was uns das Sternchen in "Frauen*Kampftag" sagt.

Von Hermann Unterstöger

VERMEINTLICH KLEINES hat oft einen großen Hintergrund. Als Leser W. die Formulierung "würde es jemand anders machen" bemängelte, war unsere erste Reaktion ein gemurmeltes: "Dann halt jemand ander er!" Das war unbillig, sowohl gegen Herrn W. als auch gegen Wendungen wie niemand anders. Schon in der Grammatik (1836) des Abbé Mozin wird "quelque autre" mit "jemand anderes" übersetzt und "anderes" als "Neutralform" definiert. In Friedrich Blatz' Neuhochdeutscher Grammatik (1896) steht, dass jemand oder wer einst mit dem Genitiv eines substantivierten Adjektivs verbunden worden seien, wofür Goethe - "Da ist ein Brief; er muß von jemand Hohes sein" - zeuge. Um die Sache in Grenzen zu halten: Es sind beide Formen erlaubt, jemand anders und jemand anderer, wobei Herr W. recht hat, wenn er einwendet, dass jemand anders in diesem Kontext auch heißen könnte, jemand würde "etwas methodisch/sachlich anders" machen.

VOR ZWEI WOCHEN hatten wir hier ein Auge auf Floskeln wie "Doch davon später mehr", und siehe da, schon meldet unsere Leserin B., dass zur selben Zeit zwei sehr ähnliche Formulierungen zu entdecken waren: "... von dem noch zu berichten sein wird" und "... über die noch zu reden sein wird". Frau B. bittet zur Kenntnis zu nehmen, dass die Leserinnen und Leser durchaus im Stand seien, "auch bei einem längeren Artikel den Faden nicht zu verlieren".

ZUM "FRAUEN*KAMPFTAG" war bei uns zu lesen, das Sternchen signalisiere, dass es "um die Belange aller Frauen geht." Präziser fasst es ein Text aus der TU Berlin: "Mit dem Begriff sollen alle FLINTA*-Personen (cis Frauen, Lesben, inter*, nicht binäre, trans*, agender und weitere Personen) benannt werden, die durch die patriarchalen Strukturen und stereotypen Geschlechterrollen Diskriminierung und Benachteiligung erfahren." FLINTA*-Personen hin oder her, Herr und Frau N. fragen sich, ob die Belange aller Frauen nicht durch Frauen ohne Sternchen kenntlich genug gemacht wären. Mehr noch: Sie haben das Gefühl, für begriffsstutzig gehalten zu werden.

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