Sprachlabor:Neue Wortart?

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Wie das Adjektiv "trans" zu verwenden ist.

Von Hermann Unterstöger

ÜBER UNFLEKTIERTE attributive Adjektive ist in der Duden-Grammatik zu lesen, dass sie "meist als Reste alten Sprachgebrauchs zu deuten" seien. Als Beispiele werden "kein schöner Land", "Fußball brutal", "gut Freund" und "mein Mann selig" angeführt.

Da wird Leser E. wahrscheinlich kurz schmunzeln, denn der Fall, den er vorbringt, ist ein Exempel vergleichsweise neuen Sprachgebrauchs: die "transgender Menschen", meist "trans Menschen" oder "trans* Menschen" genannt. Seine Frage: Ob es sich bei transgender, da es nicht wie ein Adjektiv gebeugt werde und wegen der Kleinschreibung auch kein Substantiv sein könne, womöglich "um eine Trans-Wortart" handle.

Der Online-Duden hat darauf bereits eine Antwort. Ihm zufolge ist trans die Kurzform von transgender und den indeklinablen Adjektiven zuzuordnen. Damit öffnet sich der Blick auf eine leicht kuriose Randgruppe von Adjektiven, die nicht gebeugt werden können: lila, klasse, prima, super, topsecret oder uni. Dass sie nicht gebeugt werden können, heißt nicht, dass sie in der Umgangssprache nicht gebeugt würden, wobei es noch Hemmungen gibt, der lilanen Jacke etwa die primane Idee beizugesellen.

Was die Schreibweise trans* Person oder trans Person angeht, so ist sich, wie die taz einmal schrieb, "die Trans-Community uneinig". Manchen sei das Sternchen wichtig, um deutlich zu machen, dass auch non-binäre Identitäten eingeschlossen seien, also Menschen, die sich nicht in das herkömmliche, streng zweigeteilte Geschlechtersystem einordnen könnten oder wollten. Andere hielten es für überholt, da trans als das Gegenteil von cis bereits alle Identitäten einschließe, binäre wie non-binäre.

Und die Schreibweisen Transmann und Transfrau? Ihnen begegnet man in besagter Community reserviert, weil sie den Eindruck erwecken könnten, trans sei das wichtigste Persönlichkeitsmerkmal der fraglichen Person. Die SZ hat in dieser Sache noch keine Linie gefunden. In den vergangenen drei Jahren hielten Transmann und trans Mann sich fast die Waage, während die trans Frau von der Transfrau klar überflügelt wurde. Formen wie trans*Mann gelten intern als Ausrutscher.

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