Sprachlabor:Ampel und Schaft

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Ebenfalls seltsam: die Will-they-won't-they-Romanze.

Von Hermann Unterstöger

GENERVTE GRÜSSE erhalten wir öfter, doch sind sie selten mit derart viel Material unterfüttert wie die von unserer Leserin M. Was sie an Anglizismen, Wortdopplungen und verrutschten Sätzen aufbietet, kann hier nicht aufgearbeitet werden, und schon gar nicht lässt es sich "wegbingen". Dieses Wort kommentiert Frau M. mit "Hä??", und genauso hält sie es mit der im nämlichen Text erwähnten "Will-they-won't-they-Romanze". Hierbei handelt es sich um eine Romanze zweier Menschen, zwischen denen zwar die sogenannte Chemie stimmt, die aber dennoch zu keinem vernünftigen Ende kommen. Über Continental und Phoenix hieß es in einer englischsprachigen Zeitschrift, sie seien "in the middle of a will-they-won't-they merger dance", einem Tanz, der sogar den sonst sehr sicheren Deep-L-Übersetzerdienst aus dem Tritt bringt. Er gibt ihn mit "Wird-es-sie-wird-nicht-sie-Fusionstanz" wieder.

WENN DAS MAL kein Kronzeuge ist: Auf Wagners Helden Siegmund greift unser Leser Sch. zurück, näherhin auf dessen Weisung an das "neidliche" Schwert Nothung: "Heraus aus der Scheide zu mir!" Wozu der Lärm?, möchte man bei dieser Zurüstung fragen. Es geht Herrn Sch. um die Behauptung, die Ampel habe "das schärfste Schwert, das es für den Klimaschutz gab, zurück in den Schaft" gesteckt. Das wäre freilich nur dann möglich gewesen, wenn sie es vorher aus dem die Wade umschließenden Teil ihres Stiefels gezogen hätte. Trägt in der Ampel irgendwer Schaftstiefel?

"HALTUNG, HERRSCHAFTEN!" War im Fach Leibeserziehung einst diese Mahnung zu hören, nahmen wir Buben zwar nicht die vom Turnlehrer gemeinte Haltung an, wohl aber eine fast schon habituelle und jedenfalls von der Erwartung geprägte Haltung, die Turnstunde möge schnellstens enden und sich nie mehr wiederholen. Insofern konnte man hier von einer Erwartungshaltung sprechen, mit mehr Recht jedenfalls als in den von Leser Dr. D. kritisierten Fällen, bei denen statt von konkreten Erwartungen von Erwartungshaltungen gesprochen wird, womöglich noch von hohen. Eine hohe Haltung aber gibt es Dr. D. zufolge nicht.

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