Sprachlabor:Keine Chance beim Rechenexempel?

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Kleine Wörtchen wie "auf" und "um" können einen großen Unterschied machen, doch manch einer tut sich schwer damit. Um die Chance auf Richtigkeit zu erhöhen, schlägt Leser N. eine rigorose Kur vor.

Von Hermann Unterstöger

ACHTERNBUSCHS Fortleben in der Geisteswelt ist gesichert, und sei's auch nur durch den paradoxen Spruch "Du hast keine Chance, aber nutze sie". Weit weniger paradox geht es nach Leser W.s Meinung beim Fußball zu. Als bei dem Spiel Dortmund Mönchengladbach (2:1) Julian Brandt mit einem doppelt abgefälschten Schuss ins kurze Eck traf, war für unseren Mann im Stadion klar: "Torwart Yann Sommer hatte keine Chance." Herr W.: "Die hatte er sehr wohl! Er hat sie nur nicht genützt." Ob Sommer wirklich eine beziehungsweise keine Chance hatte, mögen die Sportfreunde unter sich ausmachen, aber dass das Verleugnen aller Chancen - siehe das Wort chancenlos - oft allzu vorschnell geschieht, sei eingeräumt.

DASS EINE MELDUNG "direkt aus dem dpa-Newskanal" kommt, garantiert ihre Frische, nicht jedoch die sprachliche Korrektheit. In der Meldung "Neues Urwald-Graffiti bei Eastside-Gallery für mehr Wälder" war das korrekte Wort Graffito dreimal durch Graffiti ersetzt, was von uns (und anderen Medien) folgsam übernommen wurde. Unser Leser W. erinnert an den Unterschied zwischen Einzahl und Mehrzahl. Dass seine Mahnung Erfolg hat, darauf möchte man freilich keinen Spaghetto verwetten.

EINE RIGOROSE KUR hat Leser N. mit uns vor. Nachdem er bei uns erfahren hatte, dass "der Bodenrichtwert um fast das Dreifache: von 7500 Euro pro Quadratmeter auf heute 21 000 Euro" gestiegen sei, arbeitete er "aus rein edukatorischen Gründen" folgenden Vorschlag aus: Das Gehalt der für solche Rechenexempel Verantwortlichen solle "für einen Monat nicht etwa um ein Zehntel, sondern auf ein Zehntel gekürzt" werden. Wir geben das mal an die Honorarbuchhaltung weiter.

DER MYSTIKER Thomas a Kempis heißt so, weil er "aus Kempen" stammte. Umso verblüffter war Leserin G., als der Mann bei uns als "Thomas A. Kempis" auftauchte, gerade so, als habe er Thomas Aloysius Kempis geheißen. Zeitlich näher steht uns der Prediger Johann Ulrich Megerle, was ihn hoffentlich davor bewahrt, als Abraham A. Santa Clara zitiert zu werden.

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