Sprachlabor:Auf ein Bier in der Strinkstube

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Die Silbentrennung kann manchmal interessante Wortkreationen zu Tage fördern. Diskussionswürdig ist aber auch die Frage, ob Weiß eine Farbe ist.

Von Hermann Unterstöger

NEWTON UND GOETHE: Wenn sie in den Zeugenstand gerufen werden, muss man sich auf die Lehre von den Farben gefasst machen. Unser Leser N. hat die beiden kürzlich vorgeladen, um unseren Titel "Die Farbe Weiß" der Häresie oder, bestenfalls, der Unwissenheit zu überführen. Laut Newton setzt sich das weiße Licht aus farbigen Lichtern zusammen, laut Goethe kann das Helle, als das Primäre, nicht aus Dunkelheit zusammengesetzt sein. Letztlich läuft es darauf hinaus, dass Weiß - ebenso wie Schwarz - keine Farbe ist. In physikalischer Hinsicht stimmt das, in menschlicher überhaupt nicht. Da gilt Weiß sehr wohl als Farbe, nämlich als die des Lichtes und der Reinheit, anderswo als die der Trauer, und Goethe selbst schreibt, wenn er von seiner frühen Bibellektüre berichtet, dass Laban die Herden "von weißer Farbe" für sich behalten habe.

DIE SILBENTRENNUNG am Zeilenende verlockt Programme hin und wieder zu Fehlern, wie sie silbentrennende Menschen nicht zustande brächten. Eine Linguistin verfolgt das seit Jahren und hat schon eine ganze Liste von Schnitzern wie Go-ebbels, Marke-nimage, kur-zum und Rat-strinkstube zusammengestellt; in neuerer Zeit ist Annalena Ba-erbock das bevorzugte Opfer. Leser B. stieß nun auf "Schiff-screws, die auf hoher See Menschen in Not antreffen", und fragte sich, was Schiffsschrauben in solchen Fällen tun. Mit Schiffsbesatzungen hätte sich beides, das Treffen auf hoher See und Herrn B.s Frage, vermeiden lassen.

DAS "EIGENTLICHE" gerät laut Leserin F. ins Hintertreffen, wenn die Situation in manchen Krankenhäusern mit dem Satz "Die Betten werden knapp" charakterisiert wird. "Die Anzahl der Betten ist nicht das Problem", schreibt sie, "sondern die Anzahl der Pflegenden." Das mag da und dort schon stimmen, doch zeigt ein aktueller Artikel zu diesem Thema, dass die Problematik bei uns durchaus differenziert dargestellt wurde: Den faktisch fehlenden Betten wurden jene gegenübergestellt, die zwar vorhanden sind, aber mangels geeigneten Personals nicht belegt werden können. Bitter ist, da hat Frau F. recht, das eine und das andere.

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