Weitere Briefe:Wer soll das bezahlen?

Lesezeit: 2 min

Bitte Münzen oder Bankkarte bereithalten: Fahrkartenautomat am Marienplatz. (Foto: Florian Peljak)

Der Münchner MVV hebt die Preise deutlich an, und wenn ein Familienmitglied zum Pflegefall wird, fallen horrende Pflegekosten an. Leser finden das beängstigend.

Armutsrisiko Pflegefall

"Für normale Rentner wird's schwieriger" vom 16. September:

Die Überschrift suggeriert, dass etwas erst wird, was schon aktuell unerträglich ist. BRK-Präsidentin Angelika Schorer spricht von zu erwartenden Erhöhungen der Pflegekosten, die im Einzelfall einen Sozialhilfeantrag erforderlich machen, der - oh Schreck - für die Einrichtung einen hohen Verwaltungsaufwand nach sich zieht. Dass solche Anträge für die meisten Betroffenen ohne Hilfe gar nicht ausfüllbar sind, thematisiert sie nicht.

Nun aber zum Kern: Meine Frau musste krankheitsbedingt ins Pflegeheim. Das Pflegeheim zieht dafür aktuell monatlich 3891,32 Euro ein. Nach Abzug aller Zahlungen der Pflege- und Krankenkasse müssen wir 2839,56 Euro selbst bezahlen. Da fragt man sich, welcher normale Rentner das denn bezahlen kann? Der Satz der Frau Präsidentin, "das Sozialsystem fängt die Menschen schon auf", ist ziemlich zynisch, wenn sie auf die Sozialhilfe verweist; denn das heißt im Zweifel für den Partner Aufgabe aller bisherigen Lebensumstände (Aufgabe der Wohnung, et cetera) und Absinken auf das Sozialhilfeniveau.

Ich habe im Zuge der Reha meiner Frau viele junge Schlaganfallpatienten erlebt, die pflegebedürftig bleiben werden. Es darf einfach nicht sein, dass dann der Rest der Familie zum Sozialhilfefall wird. Die Pflegeversicherung, die das eigentlich verhindern sollte, wird ihrem Namen "Versicherung gegen das Pflegerisiko" nicht mehr gerecht. Wir sind an einem Punkt angelangt, bei dem vor Jahren die Pflegeversicherung als Heilmittel eingeführt wurde. Heute müssen ihr Leistungssystem und die Höhe der Leistung grundlegend überarbeitet werden.

Bernd Kalusche, Konstanz

Aus der Zeit gefallen

"MVV-Tickets sollen deutlich teurer werden" vom 15. September:

Die Gewerkschaft IG Metall fordert für ihre Mitglieder acht Prozent mehr Lohn, um damit wenigstens annähernd die gestiegenen Energiekosten und eine Inflation im selben Prozentbereich auszugleichen. Die Arbeitgeber kontern: "Die Forderung ist völlig aus der Zeit gefallen".

Nun drängen die Münchner Verkehrsbetriebe darauf, die Fahrpreise um knapp sieben Prozent anzuheben, weil sie auf die "wahnsinnigen Kostensteigerungen reagieren müssen".

Bestimmt werden sich jetzt nicht nur die IG-Metall-Mitglieder unter den Nutzern des Öffentlichen Personennahverkehrs verwundert fragen: Ist die Anhebung in dieser Größenordnung nicht ebenfalls aus der Zeit gefallen?

Manfred Jagoda, Ismaning

Hinweis

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion, sie dürfen gekürzt und in allen Ausgaben und Kanälen der Süddeutschen Zeitung , gedruckt wie digital, veröffentlicht werden, stets unter Angabe von Vor- und Nachname und dem Wohnort. Schreiben Sie Ihre Beiträge unter Bezugnahme auf die jeweiligen SZ-Artikel an forum@sz.de . Bitte geben Sie für Rückfragen Ihre Adresse und Telefonnummer an. Postalisch erreichen Sie uns unter Süddeutsche Zeitung, Forum & Leserdialog, Hultschiner Str. 8, 81677 München, per Fax unter 089/2183-8530.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: