Kabarettistin Monika Gruber:Nun ist ihr Publikum gespalten

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Einige schätzen sie als "bairische Stimme", andere kreiden ihr die Erdinger Heizungsdemo an: die Kabarettistin Monika Gruber. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Seit der Erdinger Heizungsdemo ist sie für manche eine Rechtspopulistin. Andere schätzen "den gesunden Menschenverstand" an ihr.

"Ich hasse nicht zurück" vom 11./12. November:

Politisch gescheitert

Dass Monika Gruber sich nun als Kabarettistin zurückziehen will, ist nur folgerichtig. Schließlich ist sie großartig gescheitert mit dem Versuch, ihr anderweitig erworbenes Ansehen in der Öffentlichkeit politisch verwerten zu wollen. Dazu hatte sie sich das falsche Thema, die falschen Partner und den falschen Platz ausgesucht. Wer derart danebenliegt, darf sich über die öffentliche Resonanz nicht wundern. Diesen Rohrkrepierer hätte sie sich ersparen können.

Nikolaus Jöckel, Offenbach am Main

Eine echte Stimme Bayerns

Ich schätze Monika Gruber als Kabarettistin sehr und bedaure deshalb auch den von ihr angekündigten Rückzug aus der Kabarettszene. Mag auch das Eine oder Andere überspitzt und vielleicht auch knapp daneben sein, in Anbetracht des linkslastigen, allgemeinen Kabarettkanons ist es schon sehr angenehm, sich an überspitzten Äußerungen des gesunden Menschenverstandes erfreuen zu können. Wenn darüber Kollegen verstört sind, dann liegt das eher an deren Humorlosigkeit als an einem Rechtsrutsch von Frau Gruber. Nicht jeder im Publikum bringt die hohe intellektuelle Veranlagung der "nachhaltig verstörten Kollegen" mit, wie zum Beispiel der zur links-grünen Weltverbesserung neigende Hans Well oder der Orientversteher Christian Springer. Wenn Gruber geht, dann fehlt eine echte Stimme Bayerns!

Dr. Rainald Meier, Tutzing

Provoziertes Missverständnis

Ich finde Ihre Homestory für Monika Gruber unangemessen: Monika Gruber hat im Spätsommer eine politische Veranstaltung organisiert und sie hat dort billigend in Kauf genommen, dass unter ihrem Podium ein aufgepeitschter Mob auf Plakaten Lynchjustiz für politische Gegner forderte. "Respekt" hat sie aber erst eingefordert, als diese Meute für sie unerwartet dann auch noch den Ministerpräsidenten ausbuhte. Die Schlussfolgerung aus all dem ist reichlich banal: Ihr Instinkt hat ihr in letzter Zeit gesagt, dass "Jagdszenen aus Niederbayern" gerade besser läuft als "Irgendwie und Sowieso", und dann hat sie ihr Programm eben dementsprechend angepasst. Daraus jetzt aber eine Erzählung von der Tragik einer Missverstandenen zu machen, ist völlig unangebracht.

Hans Weber, Kaiserslautern

Rechtspopulistisch

Man kennt das von Monika Gruber abgespielte rechtspopulistische Standardrepertoire. Schon klar: In einem Lande mit Wärmepumpen und Gendersternchen lohnt es sich nicht mehr zu leben. Und dass der Nachbar kein Fleisch mehr isst, müssen wir uns wirklich nicht gefallen lassen. Und Karl Lauterbach, Ricarda Lang, Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Robert Habeck sind bekanntlich nebst allen Virologen und Klimaforschern, Feministinnen und Transmenschen unsere persönlichen Feinde.

Auffällig ist aber, dass "die Gruberin" nicht einmal den antisemitischen Ton auslässt. Die Bundesregierung ist für sie eine "Mischpoke". Eine bemerkenswerte Entdeckung! Als eifriger Leser nicht zuletzt der Süddeutschen Zeitung habe ich über die "Ampel" schon viel erfahren, aber als jüdischer Familienclan ist sie mir bislang nicht bekannt geworden. Ganz im Gegenteil ist mein Kenntnisstand, dass es in Bundestag und Bundesregierung derzeit nicht einen einzigen Menschen jüdischen Glaubens gibt.

Andreas Knipping, Eichenau

Schon länger grenzwertig

Dass die Frau Gruber in eine ungute Richtung abdriftet, war schon vor der Pandemie zu bemerken. Das bisher letzte Bühnenprogramm, das der BR übertragen hat, war voll von mindestens grenzwertigen Bemerkungen, sodass ich beschlossen habe, die Gruberin nicht mehr zu schauen. Das war, wenn ich mich recht erinnere, schon ein, zwei Jahre vor Corona.

Die bairische Rede als "krachledern" zu bezeichnen, ist falsch übrigens; das richtige Wort ist "krachert".

Monika Forster, München

Gesunder Menschenverstand

Warum ist Monika Gruber seit 20 Jahren in Deutschland und Österreich so populär, aber sicher nicht populistisch? Sie trifft den richtigen Ton vor allem der kleinen Leute und der anständigen, arbeitenden bürgerlichen Mittelschicht. Sie ist bodenständig und lebensnah, Menschenfreundin und ehrliche Handwerkerin ihrer Zunft. Trotz ihres großen Vermögens in jeder Hinsicht weiß sie genau, welche Ängste und Sorgen, Bedürfnisse, Erfahrungen und Wahrnehmungen der deutsche Normalbürger hat. Sie gehört nicht zu jenen abgehobenen, meist links positionierten Lifestyle-Kabarettisten, die Wasser für andere predigen und guten Wein aus der Toscana trinken.

Sympathisch und traurig zugleich, dass sie die Einladung von Politikern zur Demo als Fehler sehen muss. Wo sind wir hingekommen, wenn man keine Politiker auf eine Volksdemo mehr einladen darf, weil sie die Medien dann verzerrend dokumentieren und einseitig kommentieren? Aus dem Ruder gelaufen ist nicht die Demo, an der ich teilgenommen habe, sondern die Berichterstattung, die weder Anliegen noch Thema der Veranstaltung verstanden hat. Monika Gruber dagegen ist eine Volkskabarettistin der bürgerlichen Normalität. Auch wenn sie ihre Bühnenkarriere beendet, muss sie dieser Gesellschaft als Bürgerin mit gesundem Menschenverstand erhalten bleiben.

Thomas Gottfried, Freising

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