Münchens Garten-Tram:Staatsregierung unglaubwürdig

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Beliebtes Verkehrsmittel in München: die Trambahn. Hier ein historisches Modell im MVG-Museum. (Foto: Stephan Rumpf)

Was in Wien, Zürich oder San Francisco als Attraktion gilt, wird in München von Oben torpediert. Unverständlich.

"Stopp für Tram durch den Englischen Garten" vom 14. März:

Der 13. März war ein schwarzer Tag für München und die Garten-Tram, weil eine unersetzbar hilfreiche (öffentliche!) Verkehrsverbindung unterbunden werden soll, weil ein sieben Jahre lang zugesagtes und begleitetes Vorhaben nun plötzlich per Staatsdekret auf Eis gesetzt wird, weil eine Tram keineswegs hässlich, sondern vielmehr wunderbar sein kann, wie Städte Wien (Prater!), Zürich, Lissabon, San Francisco und andere demonstrieren.

Die Verantwortlichen der Staatsregierung lassen an der Glaubwürdigkeit zur konstruktiven Begleitung zweifeln, wenn diese einerseits ein Großvorhaben "zweite S-Bahn-Stammstrecke" mit gigantischen Tunnel-, Beton- und Abraum-Bauten, mit riesigen Entsorgungsproblemen, Umweltschäden, S-Bahn-Rückbau (von 10- auf 15-Minuten-Takt!) sowie mit circa 300-fach höheren Kosten (10 Milliarden versus 30 Millionen Euro) unbeirrt weiter betreiben, andererseits eine Trambahn aus vermeintlich landschaftlichen, aber erkennbar hauptsächlich ideologischen Gründen verhindern wollen.

Leider trifft auch die Stadtverwaltung mit ihren Planern etwas Mitschuld an diesem Desaster, denn warum müssen hierzulande Neubau-Projekte immer gleich über-dimensioniert geplant werden? Selbstverständlich bietet im Englischen Garten die vorhandene Straße genügend Platz, um eine moderat trassierte Tramstrecke ohne unnötige Verbreiterungen und Baumfällungen anzulegen. Die vorhandenen Trassen der Linien 16 und 25 (oder auch Trams in anderen Städten) zeigen, wie man so etwas hinbekommt. So ließe sich eine Planung zum Nutzen aller Beteiligten gestalten. Oder sind das Gartendenkmal und das "erhöhte Gefährdungspotenzial" nicht doch eher hochgeschaukelt worden, um gleich das ganze Projekt von Schwabing bis Johanneskirchen zu Fall zu bringen?

Prof. Dr. Wolfgang Hesse, München

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