Sprachlabor:Again what learnt!

Lesezeit: 1 min

(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Ferner "Mattrijal", das nichts für diese Kolumne ist

Von Hermann Unterstöger

IN EIGENER SACHE: Rubriken mit dieser Überschrift ernten in aller Regel große Aufmerksamkeit, scheinen sie doch Blicke ins Innerste der Redaktion zu versprechen. Die letzte dieser Rubriken verursachte bei unseren Lesern W. und D. Verwunderung, weil es darin hieß, ein Text, dessen Genese problematisch war, sei "depubliziert" worden. Besonders Herr D. ärgerte sich sehr über derlei "gedankenlose Übernahmen aus dem Englischen", die ihn zum "Dekonsumieren" der SZ verleiten könnten. In der Tat hätte es völlig gereicht zu schreiben, der Text sei gesperrt worden, doch bediente man sich des Neologismus depublizieren, der ausdrücken soll, dass bereits Publiziertes von einer Website genommen wird.

Da Herr D. schon mal in Fahrt war, brach er gleich noch eine Lanze für das Wort edieren, das zu seinem Verdruss kürzlich durch das klanglich verwandte, aber dem Sinn nach andersartige editieren ersetzt worden war. Was ist der Unterschied? Wir merken uns: Bücher werden ediert, Daten editiert.

Und damit zu Leser N., der das Wort "Selbstwehr" zunächst für einen Helvetismus hielt (der Kollege, der es verwendete, ist Schweizer). Dann aber kam er darauf, dass die Notwehr in der Schweiz ebenfalls Notwehr heißt, dass die Selbstwehr demnach aus der englischen self-defence erwachsen war. Sein fast befreites Fazit: "Again what learnt!"

NOCH MAL IN EIGENER SACHE: Diese Kolumne befasst sich nur mit Sprachfragen, die in SZ-Texten ihren Ursprung haben. Deshalb ist, was Leserin Dr. W. vorlegt, kein Thema für uns: Ausspracheschlampereien wie "Mattrijal" statt "Material" und so weiter. Da in ihrer Abhörsammlung auch das in unseren Texten verwendete Adverb "teils" als vermeintlich unzulässige Variante von "zum Teil" aufgeführt wird, sei zu dessen Rechtfertigung daran erinnert, dass es von honorigeren Autoren, als wir das sind, ebenfalls verwendet wurde. Winckelmann etwa lobt an bestimmten italienischen Gesichtszügen, dass sie "teils erhaben, teils geistreich" seien. Bei der Gelegenheit ein Wort zu Leser V.s Frage, was es mit Betonungen wie haushaltérisch oder buchhaltérisch auf sich habe: Nicht unsere Baustelle!

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: