Universität Bayreuth:Mit Guttenberg geht es nicht - ohne auch nicht

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Bayreuther Studenten suchen Sponsoren für ein Symposium. Studentin Nhat An Trinh erklärt, welche Rolle Karl-Theodor zu Guttenberg dabei spielt.

Cornelius Pollmer

An der Uni Bayreuth kann man Rechtswissenschaften studieren, und wie inzwischen bekannt sein dürfte, hat Karl-Theodor zu Guttenberg dies bis zum vorläufigen, wir betonen: vorläufigen Erlangen der Doktorwürde getan. Auch Nhat An Trinh, 19, studiert in Bayreuth, "Philosophy & Economics", erstes Semester, Ziel: Bachelor. Heute müssen Studenten natürlich viel nebenher machen. Trinh sitzt also in der Projektleitung der Bayreuther Dialoge, einem von Studenten organisierten Symposium - selbst dieses kommt, freiwillig oder nicht, an Guttenberg kaum noch vorbei.

An Karl-Theodor zu Guttenberg kommen Bayreuther Studenten noch immer nicht vorbei - freiwillig oder unfreiwillig. (Foto: dpa)

SZ: Frau Trinh, das Motto Ihrer Bayreuther Dialoge in diesem Jahr ist "Wissen. Gewissen. Nichtwissen." - ein Angebot an den ehemaligen Bundesverteidigungsminister?

Trinh: Nein, auf das Thema haben wir uns schon im November verständigt, also lange vor der Plagiatsaffäre um Guttenberg. Es war Wunsch vieler, den Schutz geistigen Eigentums zu diskutieren.

SZ: Dann kam heraus, dass Karl-Theodor zu Guttenberg bei der mühevollen Anfertigung seiner Doktorarbeit der Schutz geistigen Eigentums nicht ganz so wichtig war...

Trinh: ...und wir dachten: Das kommt uns eigentlich ganz gelegen.

SZ: Wieso das?

Trinh: Weil die Affäre doch super zu unserem Thema passt und ihm eine zusätzliche Brisanz gibt. Außerdem ist die Uni Bayreuth eher klein und wir haben gehofft, dass die plötzliche Aufmerksamkeit uns dabei hilft, Sponsoren zu finden.

SZ: Und?

Trinh: Das hat überhaupt nicht geklappt. Im Gegenteil, Anfang März ist die Stimmung gekippt - da sind uns gleich zwei, drei wichtige Sponsoren abgesprungen. Die haben gesagt, dass sie vor allem die Kombination von Plagiatsaffäre und unserem Thema riskant und rufschädigend finden. Obwohl das Thema schon länger feststand, haben sie es als Provokation empfunden.

SZ: Was kann man da machen?

Trinh: Nichts. Ich finde die Argumentation aber bedauerlich, weil wir uns als Studenten von Philosophie und Wirtschaft ja ganz klar für den Schutz geistigen Eigentums aussprechen.

SZ: Mal daran gedacht, das Thema zu ändern?

Trinh: Überhaupt nicht. Warum? Wir haben eher das Gefühl, dass es den Nerv der Zeit trifft. Wikileaks, Guttenberg - und selbst jetzt, wenn Sie nach Japan schauen: Überall geht es doch um Fragen der Informationspflicht, und darum, wie mit wichtigen Informationen umzugehen ist.

SZ: Mal daran gedacht, Guttenberg zu Ihrer Veranstaltung einzuladen?

Trinh: Das haben wir überlegt, uns dann aber vertagt. Ich persönlich könnte mir das schon vorstellen.

SZ: Glauben Sie, er würde kommen?

Trinh: Die Veranstaltung ist ja erst Ende Oktober, mit so viel Abstand würde er vielleicht sogar zusagen.

SZ: Wie finden Sie persönlich denn den Guttenberg?

Trinh: Ich finde, dass er ein guter Verteidigungsminister war und auf die Vorwürfe letztlich auch richtig reagiert hat.

SZ: Finden Sie ihn sympathisch?

Trinh: Sympathisch ist nicht das richtige Wort. Eher: professionell.

© SZ vom 29.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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