Kiel:Warnstreik am Uniklinikum Schleswig-Holstein angekündigt

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ILLUSTRATION - Ein Streikender trägt eine Warnweste mit dem Verdi-Logo und eine rote Trillerpfeife. (Foto: Christophe Gateau/dpa/Archivbild)

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) steuert schwierige Tage an: Am Montag und Dienstag kommender Woche wird es in Kiel und Lübeck Warnstreiks...

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Kiel (dpa/lno) - Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) steuert schwierige Tage an: Am Montag und Dienstag kommender Woche wird es in Kiel und Lübeck Warnstreiks geben. Zunächst rief im Konflikt um eine Entlastung der Pflegekräfte die Gewerkschaft Verdi am Donnerstag zu der Arbeitsniederlegung auf. Betroffen seien am Montag und Dienstag alle Bereiche des Klinikums in Kiel und Lübeck sowie das Zentrum für integrative Psychiatrie (ZiP), teilte Verdi mit. Ausgenommen seien die stationären Kinderbetten und die geschlossenen Bereiche des ZiP. Das Klinikum reagierte mit Unverständnis auf die Ankündigung.

Am Nachmittag folgte die Ärztegewerkschaft Marburger Bund mit der Aufforderung an rund 1600 UKSH-Ärzte zu einem eintägigen Warnstreik für bessere Arbeitsbedingungen am Dienstag. Anlass sei die Fortsetzung der Tarifverhandlungen mit der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL).

Verdi verlangt deutlich mehr Pflegepersonal. Das Klinikum hat angeboten, 182 zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. Aus Sicht Verdis werden 420 Mitarbeiter mehr benötigt, um eine angemessene Pflege zu gewährleisten.

„Wir hätten gerne auf diesen für alle Beteiligten schwierigen Warnstreik verzichtet, allerdings zwingt uns die starre Haltung des Vorstands jetzt zu Arbeitskampfmaßnahmen“, erklärte Verdi-Verhandlungsführer Steffen Kühhirt. Die Notfallversorgung und die Versorgung von Patienten im UKSH seien gewährleistet. Regeltermine oder vereinbarte Termine, die keinen Notfall darstellen, könnten durch den Warnstreik verzögert werden oder ausfallen. Patienten sollten sich deshalb an das UKSH wenden, bevor sie anreisen, riet Verdi.

Die sechste Verhandlungsrunde in dem Tarifstreit ist für den 6. und 10. Februar angesetzt. Verdi hat in den Mittelpunkt die Forderung nach deutlich mehr Pflegepersonal gestellt. Die Mitarbeiter seien völlig überlastet.

„Die Ankündigung des Warnstreiks ist angesichts der konstruktiven Sondierungsgespräche überraschend“, sagte für das Uniklinikum Pressesprecher Oliver Grieve. Es gebe weder Tarifverhandlungen noch eine konkrete Forderung von Verdi. Das UKSH habe der Gewerkschaft bislang geduldig geholfen, „unsystematisch vorgetragene Personalwünsche zu strukturieren“ und auch Ideen für eine Entlastung zu entwickeln. „Das UKSH hat kein Verständnis dafür, dass die Gewerkschaft die Versorgung von Patientinnen und Patienten beeinträchtigt, weil sie selbst über Wochen nicht in der Lage ist, ihre eigenen Ziele zu formulieren“, sagte Grieve.

An die Ärzte appellierte der Marburger Bund, am Dienstag an einer zentralen Kundgebung in Hannover teilzunehmen. Dort ist an dem Tag die nächste Runde der Tarifverhandlungen angesetzt. Der Marburger Bund habe eine Notdienstvereinbarung angeboten, hieß es. Planbare Eingriffe oder Diagnostik und Therapien gebe es an dem Tag nicht. Uneingeschränkt versorgt würden Patienten, deren Gesundheit akut gefährdet ist.

Die Arbeitsbelastung für die Ärzte muss aus Sicht des Marburger Bundes gesenkt weden. In einer Umfrage hätten 22 Prozent der Ärzte an den Unikliniken eine Arbeitsbelastung von mehr als 60 Stunden pro Woche beklagt. Die tatsächliche Arbeitszeit liege oft jenseits der erlaubten Grenze des Arbeitszeitgesetzes. „Die Ärztinnen und Ärzte in den Unikliniken arbeiten bis an ihre Belastungsgrenze und darüber hinaus“, sagte der Landesvorsitzende Michael Wessendorf. „Die Zahl von arbeitsbezogener Depression steigt und viele wollen nur noch raus aus ihrem Beruf.“ Das sei nicht akzeptabel. Der Marburger Bund verlangt eine manipulationsfreie Arbeitszeiterfassung, eine verlässliche Dienstplangestaltung und eine Begrenzung der Bereitschaftsdienste. Eine weitere Forderungen ist eine sechsprozentige Gehaltserhöhung.

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