Hinter all diesen Fenstern sitzen Menschen, die sich mal beworben haben. Eine neue Studie zeigt: Manche haben es dabei leichter als andere.
(Foto: imago)Murat und Fayola sollten ein Foto in ihre Bewerbung kleben, wenn sie den Job als Mechatroniker oder Hotelfachfrau bekommen wollen. Es nützt ihnen auch nichts, ihren Namen geheim zu halten, weil sie das bloß verdächtig macht. Die anonyme Bewerbung, das legt eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin nahe, schadet denjenigen, denen sie nützen soll: Menschen mit Migrationshintergrund, die hierzulande länger als andere nach einer Stelle suchen müssen und häufiger Absagen kassieren. Mit einer großen Feldstudie haben die Wissenschaftler mehr darüber herausgefunden, weshalb Arbeitgeber sie so oft benachteiligen.
Das Forscherteam um den Soziologen und Migrationsforscher Ruud Koopmans hat über zwei Jahre hinweg Tausende Bewerbungen geschrieben - für Bewerber, die es nicht gibt, aber die es durchaus geben könnte. Nach Ausbildung und ersten Berufserfahrungen wollten die jungen Männer und Frauen erstmalig den Arbeitgeber wechseln und neue Stellen als Köche, Hotelfachleute, Anlagenmechaniker, Mechatroniker, medizinische und zahnmedizinische Fachangestellte, Verkäufer oder Industriekaufleute antreten. Alle fiktiven Jobanwärter wurden 1992 in Deutschland geboren und sind hier zur Schule und in die Lehre gegangen.
Die Namen, Bewerbungsbilder und Angaben zu sozialem Engagement einiger Scheinbewerber ließen aber darauf schließen, dass ihre Vorfahren aus einem anderen Land stammen oder sie muslimischen Glaubens sind - Informationen, die für Arbeitgeber, die möglichst begabte und gut ausgebildete Mitarbeiter suchen, irrelevant sein sollten. Oft schien das auch der Fall zu sein.
Spanisch, polnisch, japanisch? Ein Vorteil auf dem Arbeitsmarkt
"Wir konnten feststellen, dass Bewerber mit Vorfahren aus vielen europäischen, ostasiatischen und nordamerikanischen Ländern auf dem Arbeitsmarkt genauso behandelt werden wie Menschen ohne Migrationshintergrund", sagt Ruud Koopmans. Die fiktiven Bewerber mit spanischen, polnischen und japanischen Namen bekamen sogar etwas häufiger Einladungen zum Vorstellungsgespräch oder Nachfragen auf ihre Bewerbungsunterlagen, als die Kandidaten mit deutschen Namen.
Die geringen statistischen Vorteile dürfe man aber nicht überbewerten, sagt Koopmans. Der spanische Opa ist weder Trumpf noch Schwarzer Peter im ernsten Spiel um die Arbeitsplätze. Anders sieht es freilich aus, wenn die Wurzeln eines Bewerbers in Afrika liegen. "Personen, die aus afrikanischen und muslimischen Ländern stammen, sind eindeutig von Diskriminierung betroffen", sagt Koopmans. Während die Arbeitgeber sechs von zehn deutschstämmigen Bewerbern positiv antworteten, galt das nur für vier von zehn Kandidaten mit Vorfahren aus Albanien und Marokko.