Als der Streit richtig heiß wurde, ist er selbst nach Wiesbaden gefahren, um zu kämpfen. Ist im hessischen Kultusministerium aufgetreten und hat gesagt: Ihr müsst das uns geben, den Frankfurtern, gemeinsam mit den Gießenern. Nicht den Marburgern, die das auch wollen, wie es auch die Landesregierung zuvor favorisierte - schon allein weil man dort die Mittel- und Oberhessen fördern wollte.
Muslimische Kinder lesen im Gebetsraum einer Nürnberger Moschee den Koran. Für den islamischen Religionsunterricht an Schulen werden Lehrer gebraucht.
(Foto: ddp)Es war eine dramatische Sitzung im Februar, am Ende aber fuhr Matthias Lutz-Bachmann, Philosophie-Professor und Vizepräsident der Frankfurter Uni, glücklich nach Hause. "Da war ich schon stolz", sagt er noch heute. Er hatte gewonnen. Frankfurt würde viel Geld vom Bund bekommen, bis zu vier Millionen Euro, um das Fach "Islamische Studien" einzurichten, Professoren zu berufen, Mitarbeiter einzustellen. Im Oktober zu Beginn des Wintersemesters soll es losgehen.
Der Islam wird in Deutschland häufig als Problem gesehen - für sechs Universitäten aber hat es sich gelohnt, auf die junge Religion im Land zu setzen. Auch in Münster und Osnabrück wird es zum kommenden Semester einen Studiengang islamische Theologie geben, in Tübingen und in Erlangen, jeweils ausgestattet mit jenem Geld, das Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) auf Empfehlung des Wissenschaftsrats bereitstellt.
Für Münster/Osnabrück machte sich NRW stark, das von diesem Schuljahr an islamischen Religionsunterricht flächendeckend anbieten will, für Erlangen die Bayern, Tübingen liegt praktischerweise in Schavans baden-württembergischer Heimat - nur Frankfurt fehlte der Fürsprecher. Zudem gab es Misstrauen gegen die Hessen, weil es dort einen Islam-Lehrstuhl gibt, den lange Zeit der türkische Staat als Stiftungsprofessur finanzierte; "aber wir konnten zeigen, dass bei uns Forschung und Lehre unabhängig sind", sagt der Uni-Vize Lutz-Bachmann.