Diplom-Pädagoge Detlev Kran aus Brühl ist seit einem Vierteljahrhundert als Hochschulberater und sachkundiger Autor im MBA-Bereich tätig. Er hat einen guten Überblick über Voll- und Teilzeit-Studiengänge im In- und Ausland und weiß, wie die Fortbildung im Arbeitsmarkt ankommt.
SZ: Wonach fragt der typische MBA-Interessent als Erstes?
Detlev Kran: "Wo gibt es für mich das passende Programm zu einem vernünftigen Preis?" Auf dieser Basis kann man aber nicht seriös beraten. Deshalb kläre ich zunächst die grundlegenden Präferenzen: Wollen Sie hier oder im Ausland studieren? Und was wollen Sie für ein Studienprogramm ausgeben?
Ist die Spannweite beim Preis denn so groß?
Oh ja, sie reicht von etwa 10 000 bis 150 000 Euro. Die Studiengebühren hängen von vielen Faktoren ab. Unter anderen, ob es sich um ein Vollzeit- oder ein Teilzeitprogramm handelt, welchen Ruf die Schule hat, in welcher Stadt sie liegt und wie hoch die Nebenkosten für die private Lebensführung sind. Die Harvard Business School in Boston zum Beispiel nimmt für ihr Zweijahresprogramm 150 000 Dollar. Dazu kommen noch einmal ungefähr 70 000 Dollar Lebenshaltungskosten.
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Sie halten sich für die Größten und die Kompetentesten und können das Klima am Arbeitsplatz gründlich ruinieren: Wie man mit Narzissten im Büro umgeht und auf welche Warnhinweise man achten sollte, erklärt Psychologin Bärbel Wardetzki.
Wie erklärt sich der hohe Preis?
In Harvard lehren weltbekannte Professoren. Die kosten viel Geld. Bei preiswerteren Anbietern wird mit deren Lehrbüchern gearbeitet.
Was kann man für ein MBA-Programm erwarten, das mit 10 000 Euro am preislich unteren Ende angesiedelt ist?
Sofern es akkreditiert ist, ein vernünftig durchstrukturiertes Curriculum auf dem Niveau eines VW Golf. Harvard wäre eben der Bentley.
Kriegt das jemand, der momentan in einem guten Job ist, irgendwann wieder raus?
Die Top-Business-Schulen stellen einen Return-on-Investment nach vier bis sechs Jahren in Aussicht. Das ist nicht unplausibel. Grundsätzlich aber muss das jeder für sich selbst einschätzen. Bestimmt wird diese Kalkulation von den Studiengebühren, dem Verdienstausfall und dem realistischerweise zu erwartenden Einkommen nach dem Studium.
Viele Anbieter versprechen einen steilen Anstieg im Gehalt. Kann man sich darauf verlassen?
Man kann das aus den veröffentlichten Gehaltsstatistiken schließen. Ob das individuelle Einkommen tatsächlich nach oben schießt, hängt aber noch von anderen Dingen ab. Zum Beispiel davon, wo die Wirtschaft zum Zeitpunkt des Abschlusses steht. In der Finanzkrise 2008/2009 haben Zehntausende von MBA-Absolventen ihren Job verloren.
Aber es machen in Deutschland doch immer mehr Leute den MBA. Denken die nicht daran?
Doch, zumindest diejenigen, die in die renommierten Business Schools streben. Das sind aber andere als die, auf die drei Viertel der deutschen Anbieter zielen. Sie richten sich an Mittdreißiger, die den MBA als Karrierebeschleuniger verstehen und nebenberuflich studieren wollen. Und welches Risiko geht man bei einem Online-MBA-Programm für 10 000 Euro bei einer akkreditierten Schule schon ein?
Eignet sich das Weiterbildungsstudium queerbeet, also für alle Bachelors?
Sicher nicht. Wenn mich ein 23-jähriger Betriebswirt fragte, ob sich für ihn ein MBA-Studium lohnt, würde ich sagen: Nein. Die Lehrpläne in beiden Studiengängen sind sehr generalistisch. Für eine gleichaltrige Ingenieurin oder Biologin kann der MBA hingegen sehr sinnvoll sein. Weil sie da Dinge lernt, von denen sie im Erststudium höchstwahrscheinlich noch nie etwas gehört hat.