Regensburg:DGB-Chef Hoffmann wettert gegen Tarifflucht

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Regensburg (dpa/lby) - DGB-Chef Reiner Hoffmann hat in Regensburg den Ausstieg vieler Firmen aus der Tarifbindung scharf kritisiert. "Immer mehr Arbeitgeber betreiben täglich Tarifflucht", wetterte der Bundesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds am Samstag bei der Bezirksversammlung des DGB Bayern. Die Tarifbindung müsse deutlich gestärkt werden. Hoffmann setzt dabei auf die Koalitionsgespräche von Union und SPD. Am Freitag hatte der Bezirksvorsitzende Matthias Jena den Tarifausstieg bereits als Skandal angeprangert.

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Regensburg (dpa/lby) - DGB-Chef Reiner Hoffmann hat in Regensburg den Ausstieg vieler Firmen aus der Tarifbindung scharf kritisiert. „Immer mehr Arbeitgeber betreiben täglich Tarifflucht“, wetterte der Bundesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds am Samstag bei der Bezirksversammlung des DGB Bayern. Die Tarifbindung müsse deutlich gestärkt werden. Hoffmann setzt dabei auf die Koalitionsgespräche von Union und SPD. Am Freitag hatte der Bezirksvorsitzende Matthias Jena den Tarifausstieg bereits als Skandal angeprangert.

Für die Arbeitnehmer enthalte das Sondierungspapier von Union und SPD mehr Substanz als ein Jamaika-Bündnis von Union, FDP und Grünen es jemals hinbekommen hätte, sagte Hoffmann, der selbst SPD-Mitglied ist. Positiv sei etwa die geplante Stabilisierung des Rentenniveaus per Gesetz bei 48 Prozent. Er habe nicht damit gerechnet, dass das bei den Sondierungen als gemeinsamer Nenner herauskomme, sagte der DGB-Chef. Auch die geplante Rückkehr zur gleichen Finanzierung der Krankenkassenbeiträge durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer sei im Sinne des Gewerkschaftsbunds.

Zum Abbruch der Gespräche im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie am Samstag in Stuttgart sagte Hoffmann, die Arbeitgeber sollten endlich ein gutes Angebot auf den Tisch legen, wenn sie die Situation „nicht auf die Spitze treiben wollen“. Insbesondere das Angebot beim Entgelt sei eine Provokation, sagte Hoffmann am Rande der Konferenz. Zugleich forderte er mehr Arbeitszeitflexibilität, um den Bedürfnissen der Menschen in unterschiedlichsten Lebenslagen gerecht zu werden.

Die IG Metall fordert für bundesweit 3,9 Millionen Branchenbeschäftigte sechs Prozent mehr Lohn sowie das Recht, die Wochenarbeitszeit befristet auf 28 Stunden senken zu können. Schichtarbeiter, pflegende Familienangehörige und Eltern junger Kinder sollen einen Teillohnausgleich erhalten. Die Arbeitgeber lehnen insbesondere die Ausgleichszahlungen ab.

Hoffmann bedauerte zudem den Mitgliederschwund beim DGB. Ende vergangenen Jahres sei die Zahl der Mitglieder im Deutschen Gewerkschaftsbund erstmals unter die Sechs-Millionen-Marke gerutscht. Allerdings träten jeden Tag im Schnitt 850 Beschäftigte in eine DGB-Gewerkschaft ein. In Bayern vertritt der DGB die Interessen von gut 800 000 Mitgliedern.

Der Bezirksvorsitzende Jena war am ersten Tag der alle vier Jahre stattfindenden Bezirkskonferenz mit 94 Prozent Zustimmung der Delegierten wiedergewählt worden. Der 56-jährige Münchner tritt damit seine dritte Amtszeit an. Ebenfalls im Amt bestätigt wurde seine Stellvertreterin Verena Di Pasquale.

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