Regensburg:Bayerns DGB-Chef Matthias Jena: Tarifflucht ist ein Skandal

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Regensburg (dpa/lby) - Der Vorsitzende des DGB Bayern, Matthias Jena, hat den Ausstieg großer Unternehmen aus der Tarifbindung scharf kritisiert. Bei der DGB-Bezirkskonferenz am Freitag in Regensburg sagte er: "Das ist asozial. Tarifflucht ist ein gesellschaftlicher Skandal." In Bayern arbeiteten lediglich noch 53 Prozent aller Beschäftigten in einem Betrieb mit Tarifvertrag. Das bedeute, dass sich etwa 2,5 Millionen Beschäftigte in einem "permanenten Zustand von Angst und Verunsicherung" befänden.

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Regensburg (dpa/lby) - Der Vorsitzende des DGB Bayern, Matthias Jena, hat den Ausstieg großer Unternehmen aus der Tarifbindung scharf kritisiert. Bei der DGB-Bezirkskonferenz am Freitag in Regensburg sagte er: Das ist asozial. Tarifflucht ist ein gesellschaftlicher Skandal. In Bayern arbeiteten lediglich noch 53 Prozent aller Beschäftigten in einem Betrieb mit Tarifvertrag. Das bedeute, dass sich etwa 2,5 Millionen Beschäftigte in einem „permanenten Zustand von Angst und Verunsicherung“ befänden.

Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte seinen vorgesehenen Auftritt wegen der Koalitionsverhandlungen in Berlin abgesagt. Vertreten wurde er von Bayern Arbeitsministerin Emilia Müller (CSU). Jena sagte mit Blick auf die Koalitionsgespräche, in den Sondierungspapieren werde zwar die Stärkung der Tarifbindung betont, jedoch: Es steht aber nicht drin, wie das geschehen soll. Tarifbindung und betriebliche Mitbestimmung bedeuteten für Arbeitnehmer bessere Bezahlung, mehr Urlaub und Weiterbildung sowie weniger Überstunden und weniger Angst um den Arbeitsplatz.

Unzureichend findet Jena die Arbeitszeitflexibilisierung. Diese werde von Betrieben einseitig zu ihren Gunsten ausgelegt. „Flexibilität ist keine Einbahnstraße. Die Arbeitszeit muss zum Leben passen und nicht umgekehrt“, sagte er. Der DGB-Chef bemängelte unter anderem auch, dass immer mehr Arbeitgeber gewerkschaftliche Aktivitäten in ihren Betrieben behinderten und Mitarbeiter sachgrundlos befristete Arbeitsverträge bekämen. Ministerin Müller sagte, befristete Arbeitsverträge könnten eine Chance sein, sich zu bewähren, um dann einen regulären Vertrag zu bekommen. Dafür erntete sie Protest und Pfiffe der Delegierten.

Matthias Jena wurde bei der alle vier Jahre stattfindenden Bezirkskonferenz mit 94 Prozent Zustimmung der Delegierten wiedergewählt. Der 56-jährige Münchner tritt damit seine dritte Amtszeit an. Ebenfalls wiedergewählt wurde seine Stellvertreterin Verena Di Pasquale. Die 52-Jährige erhielt ebenfalls 94 Prozent der Stimmen. Der DGB Bayern vertritt die Interessen von mehr als 800 000 Gewerkschaftsmitgliedern.

Die unter dem Motto „Gerechtigkeit. Arbeit. Solidarität“ stehende Bezirkskonferenz wird an diesem Samstag mit einer Rede des DGB-Bundesvorsitzenden Reiner Hoffmann fortgesetzt.

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