Erfolgsstrategien:So erreichen Sie Ihre Ziele - wissenschaftlich erprobt

Erfolgsstrategien: Purer Optimismus hindert Menschen daran, ihre Ziele zu erreichen, meint Psychologieprofessorin Gabriele Oettingen.

Purer Optimismus hindert Menschen daran, ihre Ziele zu erreichen, meint Psychologieprofessorin Gabriele Oettingen.

(Foto: Illustration: Jessy Asmus/SZ.de)

Wunscherfüllung in vier Schritten: Die Psychologin Gabriele Oettingen hat eine Technik namens "WOOP" entwickelt.

Interview von Sarah Schmidt

Der Pessimismus hat ein Imageproblem. "Denk positiv!", schallt es aus den Ratgeberliteratur-Regalen. Wer Bedenken äußert und auf Hindernisse hinweist, wird schnell als Miesepeter abgestempelt.

Die Psychologieprofessorin Gabriele Oettingen hat das Thema in den vergangenen 20 Jahren wissenschaftlich untersucht. Nach zahlreichen Studien in Deutschland und in USA kommt sie zu dem verblüffenden Ergebnis: Purer Optimismus hindert Menschen daran, ihre Ziele zu erreichen.

SZ: Wann ist Ihnen zum ersten Mal der Gedanke gekommen, dass positives Denken gar nicht zielführend sein könnte?

Gabriele Oettingen: Um ganz ehrlich zu sein, haben mich die Befunde belehrt. Als ich angefangen habe, Ende der 80er Jahre an diesem Thema zu arbeiten, war unumstritten, dass positives Zukunftsdenken sich auch positiv auf das Handeln auswirkt.

Ich wollte den Einfluss von Phantasien und Zukunftsträumen untersuchen. Ich habe eine Studie mit Frauen gemacht, die sich für ein Programm zur Gewichtsreduktion angemeldet hatten. Das Ergebnis: Je positiver sich die Frauen vorab ihren Erfolg vorgestellt haben, je rosiger sie sich ihr neues schlankes Leben ausgemalt haben, desto weniger Kilos haben sie dann tatsächlich verloren.

Sie hatten das Gegenteil vermutet?

Genau. Zunächst dachten wir, wir hätten einen Fehler bei der Auswertung gemacht. Doch dann haben wir das gleiche Ergebnis immer wieder gefunden. Je positiver Hochschulabsolventen darüber phantasiert haben, wie schnell sie nach der Uni einen tollen Job finden, umso länger waren sie zunächst arbeitslos, umso weniger haben sie verdient. Studenten, die sich vorgestellt haben, in einer Prüfung so richtig gut abzuschneiden, haben schlechtere Noten geschrieben als ihre Kommilitonen, die weniger optimistisch waren.

Sogar im zwischenmenschlichen Bereich trat der Effekt auf: Wir haben Personen untersucht, die in jemanden verknallt waren. Je intensiver sich die Verliebten vorgestellt haben, wie es wäre, mit dem Angebeteten zusammenzukommen, umso unwahrscheinlicher wurde eine Beziehung. Positives Denken hindert uns daran, Ziele zu erreichen.

Dabei haben doch über Jahrzehnte die Ratgeber und Lebenshilfe-Autoren "Think pink" gepredigt und den Leuten erzählt: "Wenn du nur positiv denkst, wird alles gut!" Wie kam man denn auf diesen Humbug?

Darüber kann ich nur spekulieren. Wir haben nicht wissenschaftlich untersucht, warum sich diese Überzeugung in den Köpfen festgesetzt hat. Aber Sie können sich ja vorstellen, wie verführerisch das ist. Positiv zu denken ist ja zunächst sehr angenehm und wenn mir dann noch jemand sagt, dass purer Optimismus ganz wunderbare Effekte auf mein Leben hat, dann glaube ich das gern.

Wunschträume und Phantasien sind ja auch durchaus sinnvoll. Sie machen gute Laune, helfen zu entspannen. Aber sie stehen uns im Weg, wenn es darum geht, tatsächlich eine Aufgabe anzupacken, Ziele zu erreichen.

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