Ratgeber "Mindfuck Job":Sieben Hirnblockaden bei der Arbeit

Lesezeit: 4 Min.

An kaum einem Ort blockieren sich Menschen so stark mit ihren Gedanken selbst wie bei der Arbeit. (Foto: imago stock&people/imago/Westend61)

Manche Gedankenmuster hindern Menschen, berufliche Ziele zu erreichen. Coach Petra Bock hat aufgeschrieben, wie man diese "Mindfucks" erkennen und loswerden kann.

Von Sarah Schmidt

Welche Aussagen treffen auf Sie und Ihre Arbeit zu?

  • Ich male mir häufig aus, was Schlimmes passieren wird, wenn ich einen Fehler mache oder eine Aufgabe nicht schaffe.
  • Ich stecke im Job oft zurück und lasse anderen den Vortritt.
  • Ich will immer alles perfekt machen, Fehler ärgern mich.
  • Ich brauche Druck - ohne Deadline kann ich gar nicht arbeiten.
  • Ich stecke in Routinen fest, von denen ich weiß, dass sie mich beruflich eigentlich nicht weiterbringen.
  • Ich zweifle immer wieder an meinen Fähigkeiten.
  • Ich stürze mich oft mit Feuereifer in neue Ideen und Projekte, ziehe aber nichts wirklich durch.

Sie haben einen gedanklichen Haken gemacht? Gleich mehrere? Auf Sie treffen alle Aussagen zu? Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem persönlichen Mindfuck!

Sie müssen weder beleidigt sein, noch ist das eine schlimme Diagnose. Im Gegenteil - nach Einschätzung von Coach Petra Bock ist so ein Mindfuck ganz normal. Bock hat ein Buch über die gedanklichen Selbstblockaden geschrieben - "Mindfuck Job" heißt es. Das Wort "Mindfuck" ließe sich jedes Mal schlicht gegen das Wort "Denken" austauschen. Doch der schmissige Begriff (im Buch werbewirksam in Versalien als MINDFUCK geschrieben) zieht im Buchhandel mehr Interesse auf sich.

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Vermutlich deshalb ist "Mindfuck Job" auch schon Bocks viertes Buch zum Oberthema. Dass es zum Beruf wie auch zur Liebe eine Mindfuck-Sonderausgabe gibt, leuchtet ein. In kaum einem anderen Bereich des Lebens stehen Menschen sich selbst und anderen so zuverlässig im Weg wie bei der Arbeit.

Wie genau funktioniert ein Mindfuck? Petra Bock zufolge handelt es sich um ein Gedankenmuster, mit dem wir uns mental und emotional blockieren, eine Art Parallelwelt in unserem Kopf. Aus ihrer Arbeit als Coach hat sie sieben verschiedene Kategorien zusammengestellt, mit denen Menschen im Berufsleben besonders häufig konfrontiert werden.

Im Katastrophen-Mindfuck malt man sich regelrechte Horrorszenarien aus. "Hierzulande haben so viele Menschen Angst, unter der Brücke zu landen - so viele Brücken gibt es gar nicht", sagt Bock. Wer immer vom Schlimmsten ausgeht, zwingt sich zu Dingen, die einem gar nicht gefallen und wählt die Nummer-sicher-Variante statt auch mal ein Wagnis einzugehen.

Wie geht es der Kollegin? Was will der Chef? Übertriebene Empathie kann ein Hinweis auf einen Selbstverleugnungs-Mindfuck sein. Wer immerzu Rücksicht nimmt und anderen den Vortritt lässt, verpasst Chancen und verliert irgendwann die Achtung vor sich selbst, so die Einschätzung der Coaching-Autorin. Besonders Frauen kennen diese Form des Mindfucks, doch auch einige Männer verlieren die eigenen Bedürfnisse oft aus den Augen vor lauter Ansprüchen, die Job und Familie an sie stellen.

Steckt doch noch ein kleiner Fehler irgendwo? Hätte man die Aufgabe nicht auch effektiver lösen können? Der Bewertungs-Mindfuck kennt nur einen Maßstab: Perfektion. Diese Selbstblockade führt dazu, dass man sich und andere ständig kritisch bewertet. "Das hat in Deutschland übrigens fast jeder", sagt Autorin Bock. Die Folge: Unzufriedenheit und Dauerfrust.

Sie können erst dann konzentriert arbeiten, wenn die Deadline naht? Klassisches Anzeichen für ein Druckmacher-Mindfuck. In diesem Modus stressen sich die Betroffenen selbst mit engen Zeitvorgaben und endlosen To-do-Listen. Am besten muss auch noch alles gleichzeitig erledigt werden - Multitasking ist das Stichwort.

Wer um 16 Uhr schon Feierabend macht, ist faul. Man muss mindestens zwei Jahre in einem Job aushalten, sonst sieht das komisch im Lebenslauf aus. Das Prinzip des Regel-Mindfucks ist: Es gibt für alles klare Regeln - und an die muss man sich halten. Oft ist dabei gar nicht so einfach zu erkennen, welchen Regeln man sich unterbewusst unterwirft, ohne sie zu hinterfragen. Dabei bringen neue Ideen oft viel mehr als alte Gebote.

Im Misstrauens-Mindfuck trauen sich Arbeitnehmer selbst nichts zu - und auch von Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern erwarten sie nur das Schlechteste. Typischer Gedankengang: "Der Chef war heute Morgen so freundlich zu mir - bestimmt will er mir noch ein Sonderprojekt aufs Auge drücken."

Zu guter Letzt der Übermotivations-Mindfuck: Gefährlich an dieser hinderlichen Gedankenstruktur ist, dass sie sich erst einmal gut anfühlt. Mit Euphorie stürzen Sie sich in einen neuen Job, eine neue Aufgabe - um dann nach kurzer Zeit festzustellen, dass die Glücksgefühle nicht dauerhaft anhalten, dass sich auch hier Routine und Alltag einstellen. Das Problem sind zu hohe Erwartungen, die die Realität dauerhaft nicht erfüllen kann.

Petra Bocks frohe Coaching-Botschaft: Wer erst einmal entschlüsselt hat, wie das eigene Hirn uns regelmäßig selbst austrickst, kann auch etwas dagegen tun - schließlich liegt das Problem im Kopf und nicht in der Realität. Das macht die Sache aber auch so knifflig, denn wenig fällt Menschen schwerer, als sich von liebgewonnenen Denkmustern zu verabschieden.

Lebensnah erklärt die Bestseller-Autorin anhand vieler Praxisbeispiele ihr Mindfuck-Modell. Wie die Heilpraktikerin, die sich nicht traut, ein angemessenes Honorar zu verlangen, weil sie Angst hat "so einer armen alleinerziehenden Mutter" zu viel Geld abzuknöpfen (Selbstverleugnung). Oder der Angestellte, der Konzept und Finanzierungsplan für seine "Traumfirma" hat, aber eben auch Katastrophen-Gedanken, die ihn daran hindern, seine "sichere Existenz" aufzugeben.

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Zugleich leitet Bock mit gezielten Fragen und Denkanstößen die Leser an, ihrer eigenen Gedanken-Parallelwelt auf die Spur zu kommen. Das macht "Mindfuck Job" zu einem Coaching-Buch im besten Sinne - ganz nach dem Motto: Hilfe zur Selbsthilfe.

Nicht nur die fiesen kleinen Selbstblockaden prangert Bock an - sie wirft auch einen kritischen Blick auf die menschenunfreundlichen Strukturen und Mechanismen der Arbeitswelt. Sie beobachtet, dass in den Führungsetagen vieler Unternehmen immer noch Druck das Mittel der Wahl ist und Chefs ihre Mitarbeiter keinesfalls als gleichberechtige Erwachsene auf Augenhöhe sehen.

Ganz so innovativ und selbsterfunden, wie es den Anschein erwecken soll, sind Bocks Konzepte aber nicht. Wer schon einmal von der Transaktionsanalyse nach Eric Berne gehört hat, dem werden zum Beispiel die Erwachsenen-, Kind- und Eltern-Ebene der Kommunikation nur allzu bekannt vorkommen.

Auch der "Mindfuck" ist keine Erfindung von Petra Bock. Der Begriff steht in Kunst und Kultur für die zweite Ebene in einem Film oder Kunstwerk, für den Moment, in dem eine andere Wahrheits- und Interpretationsebene hervorbricht. Das passt zwar gut zu den Kopf-Parallelwelten, die Bock skizziert - ein kleiner Querverweis wäre aber durchaus angebracht gewesen.

Die Lektüre befähigt jedenfalls dazu, die eigenen Mindfucks zu erkennen. Entscheiden muss sich dann jeder selbst: Gemütlich in der eigenen Blockade hängen bleiben oder den anstrengenden Weg gehen und aus eingefahrenen Gedankenbahnen ausbrechen?

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