Ausbildung:Abschluss statt Abbruch - Wo Azubis bei Problemen Hilfe bekommen

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Berlin (dpa/tmn) - Schlechte Noten oder Ärger mit den Kollegen: Nicht immer läuft es in der Ausbildung rund. Das Handtuch muss deswegen aber niemand werfen. Wer Unterstützung braucht, kann an mehreren Stellen Hilfe bekommen.

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Berlin (dpa/tmn) - Schlechte Noten oder Ärger mit den Kollegen: Nicht immer läuft es in der Ausbildung rund. Das Handtuch muss deswegen aber niemand werfen. Wer Unterstützung braucht, kann an mehreren Stellen Hilfe bekommen.

Eva-Maria Rothe wartet. Immer wieder blickt die 68-Jährige zur Tür des Cafés, nimmt dann das Handy zur Hand und ruft an. „Ihr gewünschter Gesprächspartner ist zurzeit nicht erreichbar“, klingt es aus dem Hörer. Rothe schüttelt den Kopf. Sie ist in einem Eiscafé im Berliner Stadtteil Rudow mit Ellen Schneider (Name geändert) verabredet. Sie hat Rothe durch die Ausbildung zur Altenpflegerin begleitet. Gemeinsam wollen die beiden von ihren Erfahrungen berichten. Doch Schneider lässt auf sich warten.

Rothe ist Ausbildungsbegleiterin für die Initiative zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen (VerA). Sie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und vom Senior Experten Service (SES) organisiert. „Die Senioren unterstützen die Auszubildenden bei Problemen in der Berufsschule, aber auch bei persönlichen Schwierigkeiten“, erklärt Hans-Peter Apel. Er bringt als Regionalkoordinator Auszubildende und Seniorexperten zusammen.

Seit 2009 waren in Berlin 138 SES-Mitglieder als Ausbildungsbegleiter im Einsatz. Für die Jugendlichen ist die Hilfe kostenfrei. Wenn sie den Stoff in der Berufsschule nicht bewältigen oder ihre Leistungen verbessern wollen, bietet Vera ihnen Nachhilfe an. Dabei achten die Koordinatoren darauf, dass Auszubildende und Seniorexperten aus einem ähnlichen Berufsfeld kommen.

Dass es Bedarf für diese Art von Ausbildungsbegleitung gibt, zeigen die Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). So wurde 2011 fast jeder vierte Ausbildungsvertrag wieder gelöst. Ein großer Teil der Jugendlichen setzte anschließend jedoch seine Lehre woanders fort. „Besonders gravierend sind die Vertragslösungsquoten im Bereich Gastronomie“, erklärt Andreas Pieper vom BIBB.

Beim Übergang von der Schule in die Ausbildung helfen Berufseinstiegsbegleiter, sagt Pieper. Sie entwickeln individuelle Förderpläne und helfen, die Berufswünsche der Jugendlichen kritisch zu hinterfragen.

Ilona Mirtschin von der Bundesagentur für Arbeit rät bei Problemen zu ausbildungsbegleitenden Hilfen. „Wenn es schwierig ist, in der Berufsschule die entsprechenden Leistungen zu bringen, übernehmen die Agenturen für Arbeit die Kosten für die Nachhilfe.“ Daneben werde auch sozialpädagogische Betreuung finanziert.

Egal, ob VerA oder ausbildungsbegleitende Hilfen: Wer merkt, dass sich Probleme abzeichnen, sollte sich frühzeitig Hilfe suchen. „In vielen Fällen kommen die Auszubildenden erst auf uns zu, wenn die Situation schon sehr verfahren ist“, sagt VerA-Koordinator Apel. Dabei sei es im Internet unter vera.ses-bonn.de unkompliziert möglich, einen Ausbildungsbegleiter anzufordern. Doch vielen Auszubildenden sind die Probleme unangenehm.

So offenbar Ellen Schneider: Sie ist zum geplanten Treffen nicht erschienen. Ihre Schwierigkeiten in der Ausbildung waren ihr wohl letztendlich zu persönlich, um darüber zu berichten. Dabei hatte sich für sie am Ende alles zum Guten gewendet. Nachdem ihr von ihrer Ausbildungsstelle gekündigt worden war, machte sie mit Rothes Hilfe doch noch ihr Examen. „Nach ihrer letzten mündlichen Prüfung hat sie mich sofort angerufen und mir gesagt, dass sie es geschafft hat. Das war ein schöner Moment“, erzählt Rothe lächelnd.

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