Manchmal sieht die Welt bereits aus wie in ScienceFiction-Filmen. In Gebirgsregionen liefert die Post schon jetzt Pakete per Drohne. Die Nürnberger U-Bahn läuft auf einigen Linien fahrerlos. Vom nächsten Jahr an rollen in Hamburg hundert autonome Kleinbusse über die Straßen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch Lastwagen und Taxis fahrerlos durch die Straßen rauschen, Putzmaschinen die Wohnung säubern oder Kühe von Robotern gemolken werden. Ach ja: Die Nasa arbeitet derzeit an einer mehrspurigen computergesteuerten Himmelsautobahn für Flugautos.
Einerseits sind das alles faszinierende Entwicklungen. Doch andererseits geben sie vielen Menschen Grund zur Sorge. Wohin mit den Millionen Taxifahrern, die ihre Jobs verlieren, wenn fahrerlose Taxis Passagiere weitaus günstiger transportieren können? Was wird aus den Lkw-Fahrern dieser Welt? Was aus Postboten und Putzkräften? Die Digitalisierung trifft Arbeitskräfte aus dem Niedriglohnbereich hart. Denn gerade Aufgaben, die wenig Fachwissen oder Kreativität beanspruchen, sondern klaren Regeln folgen und sich stark wiederholen, können in absehbarer Zukunft von Computern und Robotern übernommen werden.
In der Industrie sind das Arbeiten am Fließband, im Call Center die Aufnahme von Adressdaten, im häuslichen Bereich Reinigungstätigkeiten. Irgendwann wird es auch den Transportbereich treffen. Und doch werden im Niedriglohnbereich auch viele Jobs erhalten bleiben: Service- und Dienstleistungspersonal wird in zahlreichen Sparten weiterhin gefragt sein.
Aktuell wird vor allem in Logistik und Maschinenbau automatisiert
Tatsächlich ist die Lage im mittleren Qualifikationsbereich weitaus kritischer. Gerade im Facharbeiterbereich, etwa bei den klassischen Fertigungstätigkeiten, werden viele Jobs verloren gehen, weil Computer die Tätigkeiten übernehmen können. Gleiches gilt für viele Sekretariatsaufgaben. Die Arbeitsmarktforscherin Heike Solga vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung sieht in naher Zukunft deshalb weniger den Niedriglohnsektor als den Mittelbau bedroht.
"Derzeit betrifft der Jobverlust durch die Digitalisierung vor allem den Logistik- oder Maschinenbaubereich, wo wir eine stärkere Automatisierung beobachten", erklärt Solga. "Bis unbemannte Lastwagen über die Autobahn fahren, dauert das noch eine Weile. Außerdem muss sich das für die Arbeitgeber erst mal rentieren. Im Niedriglohnbereich sind die Löhne derzeit so niedrig, dass die Systemkosten die Personalkosten noch übersteigen."