Andreas Hillert, Chefarzt an der Schön Klinik Roseneck, betont, dass es bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes immer um das subjektive Wohlgefühl gehe und eine Lösung für alle oft aus einem Kompromiss bestehe. Aus der Arbeit mit Burn-out-Patienten weiß er: "Die wenigsten Menschen mögen Großraumbüros. Gerade wenn Menschen sich ohnehin überlastet fühlen, wird bei Überlastung der Lärmpegel als zusätzlicher Stress empfunden."
Allerdings macht ein Großraumbüro nicht zwangsläufig krank. Häufig entscheidet ein anderer Faktor über das Wohlbefinden am Arbeitsplatz: "Wichtiger als die räumlichen Bedingungen, ist es, von Kollegen und vom Chef Wertschätzung für die eigene Arbeit zu erhalten", sagt Hillert.
Um das individuelle Stresslevel zu ermitteln, bietet die Internetseite Geton-Training mehrere Tests und ein kostenloses Training an, das helfen soll, den Stress zu reduzieren. Ein Faktor ist auch hier der Arbeitsplatz. Bernhard Sieland, der das Projekt zusammen mit Kollegen leitet, betont, dass bei der Gestaltung mehrere Faktoren Stress auslösen können: "Zum einen gibt es physikalische Stressoren wie schlechte Luft oder eine zu schwache Beleuchtung, die auf Dauer krank machen können." Dazu kämen interaktive Stressoren wie unfreundliche Kollegen und häufige Unterbrechungen.
Wer beispielsweise auf die Testfrage "Bei meiner Arbeit werde ich häufig unterbrochen und gestört" mit Ja antwortet, der leidet womöglich unter der Situation eines Großraumbüros und bräuchte ein Einzelbüro, in dem er seine Aufgaben ohne Unterbrechungen von außen abarbeiten kann.
Weil man nur wenige dieser Stressfaktoren vollkommen ausschalten kann, empfiehlt Sieland, zumindest den eigenen Schreibtisch individuell zu gestalten und an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. "Das kann für den einen ein Teddybär sein, den er sich neben den Bildschirm stellt, oder auch Familienfotos oder ein Sichtschutz, der fremde Blicke abschirmt", sagt Sieland. Andere bräuchten dagegen eine leere Schreibtischplatte vor sich - und sollten daher regelmäßig aufräumen, um nicht durch das Chaos zusätzlich gestresst zu werden.
Die Farbe Grün macht kreativer
Mehrere Studien, die die Broschüre "Wohlbefinden im Büro" der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zitiert (Broschüre als pdf), haben außerdem untersucht, welchen Einfluss Pflanzen auf die Atmosphäre im Büro haben: Ein wenig Grün kann demnach neben der Luftfeuchtigkeit auch das Wohlbefinden steigern. Die BAuA empfiehlt vor allem Zimmerlinde oder Zyperngras, die die Luftfeuchtigkeit um zehn bis fünfzehn Prozent erhöhen könnten.
Und die Farbe Grün tut ihre Wirkung nicht nur auf den Blättern der Pflanzen. Eine Untersuchung der Ludwig-Maximilians-Universität München hat herausgefunden: Wer ein grünes Farbfeld sieht, arbeitet kreativer. So hat auch die Farbgestaltung unseres Arbeitsplatzes einen Einfluss darauf, wie produktiv wir sind.
Ein bisschen Grün, die Heizung nicht zu warm und nicht zu kalt, der Bürostuhl ergonomisch eingerichtet - so schafft man sich eine möglichst angenehme Atmosphäre an dem Ort, an dem man den Großteil seiner wachen Stunden verbringt. Doch auch Psychologe Bernhard Sieland weiß, dass es mit kosmetischen Verbesserungen in vielen Fällen nicht getan ist: "Manche Dinge lassen sich in einem Büro einfach nicht verändern oder umbauen, hier hilft eine gute Führungskultur mit Wertschätzung, damit man Dinge, die man nicht ändern kann, aushalten lernt."