Unzufriedenheit im Job:"Fehlende Anerkennung ist frustrierend"

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Stress und Burnout

In der gedanklichen Negativspirale: Frust-Phasen im Job sind ganz normal, sagt Psychologin Christiane-Maria Drühe.

(Foto: dpa)

Der Chef geizt mit Lob, die Kollegen sind einfach nur anstrengend und die Arbeit selbst macht auch keinen Spaß: Bleibt da nur die Kündigung? Nein, sagt Psychologin Christiane-Maria Drühe. Und gibt Tipps, wie Sie Frust im Job verringern.

Von Johanna Bruckner

Manchmal könnte man vor Ärger explodieren oder würde am liebsten gleich seinen Hut nehmen. Im Arbeitsalltag lauern viele Frustfallen. Christiane-Maria Drühe, promovierte Psychologin und Jobcoach, hat einen Ratgeber für frustrierte Arbeitnehmer geschrieben ("Frustfrei! Nicht ärgern, sondern ändern"). Den beherzigt sie auch selbst: "Es gibt relativ wenig, das mich noch ärgert."

SZ.de: Frau Drühe, was frustet besonders im Job?

Christiane-Maria Drühe: Fehlende Anerkennung ist für viele Menschen ein zentrales Thema. Vor allem mit positivem Feedback halten sich Chefs zurück, nach dem Motto: "Nicht gemeckert, ist schon genug gelobt." Das kann sich nicht nur negativ auf die Arbeitsmoral auswirken, sondern auch die allgemeine Zufriedenheit beeinträchtigen. Denn wir verbringen sehr viel Zeit im Job, definieren uns auch über unsere Arbeit.

Durch fehlendes Lob stellen wir uns selbst infrage?

Wer nie gelobt wird, dessen Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl leiden irgendwann. Man darf das menschliche Bedürfnis nach sozialer Anerkennung nicht unterschätzen. Viele Arbeitnehmer setzen verwehrte professionelle Bestätigung mit persönlicher Zurückweisung gleich - sie fühlen sich vom Chef nicht gemocht. Wobei man auch sagen muss: Natürlich ist es schön, wenn im Büro eine freundschaftliche Atmosphäre herrscht. Aber letztendlich ist der Job nicht in erster Linie dazu da, soziale Bedürfnisse zu befriedigen. Das sollte man ins Privatleben verlagern.

Wenn man noch eines hat, neben der ganzen Arbeit.

Arbeitsüberlastung ist eine Frustfalle, klar. Wobei oft nicht allein das Arbeitspensum stresst. Wenn Chefs keine Prioritäten setzen, besteht die Gefahr, dass dem Arbeitnehmer alle Aufgaben gleich wichtig erscheinen. Da kann schnell ein Gefühl der Überforderung aufkommen: "Wie soll ich das alles gleichzeitig schaffen?" Ähnlich verhält es sich mit Chefs, die sich vor Entscheidungen drücken und ihre Mitarbeiter darüber im Ungewissen lassen, wie es weitergeht.

Kritik an Vorgesetzen ist immer heikel. Was sollten Arbeitnehmer beachten, wenn Sie das Gespräch mit dem Chef suchen?

Wichtig ist, Spannungen oder Konflikte sachlich anzusprechen. Also: Im Zweifelsfall erst die Emotionen abkühlen lassen und dann beim Chef vorstellig werden. Im Gespräch selbst sollte man darauf achten, sich auf konkrete Situationen oder Verhaltensweisen zu beziehen. Vorwürfe mit "nie" oder "immer" vermeiden und bei sich selbst bleiben - der Kollege kann und muss für sich selbst sprechen. Bei einer Generalkritik wird sich der Vorgesetzte, wie jeder andere Mensch auch, persönlich angegriffen fühlen. Dann kann das Gespräch schnell eskalieren.

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