Schwerin:Arbeitslosenzahl sinkt in MV unter 60 000: Rückgang erwartet

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Die Zahl der Arbeitslosen in Mecklenburg-Vorpommern ist erneut spürbar gesunken und hat im Jahr 2019 erstmals die Marke von 60 000 unterschritten. Wie die...

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Schwerin (dpa/mv) - Die Zahl der Arbeitslosen in Mecklenburg-Vorpommern ist erneut spürbar gesunken und hat im Jahr 2019 erstmals die Marke von 60 000 unterschritten. Wie die Chefin der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Margit Haupt-Koopmann, am Montag in Schwerin mitteilte, waren im Nordosten im Jahresdurchschnitt rund 58 500 Menschen arbeitslos gemeldet. Das seien 6500 weniger als im Vorjahr. Als Gründe nannte Haupt-Koopmann die anhaltend hohe Nachfrage nach Arbeitskräften infolge der guten Konjunkturlage und die demografische Entwicklung mit vielen Altersabgängen aus dem Berufsleben. „Arbeitgeber überlegen heute drei Mal, ehe sie bei Auftragslücken jemanden entlassen“, sagte sie.

Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) verwies darauf, dass Bereiche wie die Gastronomie auf den Fachkräftemangel mit deutlich höheren Lohnabschlüssen reagiert hätten. „Ein Koch verdient heute nicht mehr 1500, sondern 3000 Euro im Monat, wenn er gut ist“, sagte der Minister. Auch die Lehrlingsvergütung habe sich erheblich verbessert. Allerdings blieben im Herbst erneut viele Ausbildungsplätze in Restaurants und Hotels unbesetzt und im Ländervergleich verzeichnet Mecklenburg-Vorpommern insgesamt weiterhin die geringsten Einkommen.

Überdurchschnittlich sank laut Statistik die Zahl der Langzeitarbeitslosen. Dennoch machten sie mit 18 700 Personen immer noch gut ein Drittel aller Arbeitslosen im Land aus. Deshalb würden Integrationsprojekte, mit denen Langzeitarbeitslosen der Zugang zum allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglicht werden sollen, fortgesetzt, kündigte Glawe an. Seit 2015 seien dafür 21 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds eingesetzt worden.

Die Arbeitsagentur habe über das Teilhabechancengesetz weitere Fördermittel bereitgestellt, um Menschen eine Brücke zum ersten Arbeitsmarkt zu bauen, die schon viele Jahre keiner Beschäftigung mehr nachgegangen seien. Nach den Worten von Haupt-Koopmann wurde so für mehr als 1000 Frauen und Männer die Rückkehr ins Arbeitsleben ermöglicht. Die Bereitschaft der Unternehmern, auch solche Menschen einzustellen, sei gewachsen. Insgesamt seien den Arbeitsagenturen und Jobcentern im Jahr 2019 bisher 47 900 sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet worden, 2,3 Prozent mehr als im Vorjahr.

Glawe zeigte sich erfreut darüber, dass sich die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt in allen Landkreisen und kreisfreien Städten niederschlage. Im September verzeichnete mit dem Landkreis Rostock erstmals eine Region im Nordosten eine Arbeitslosenquote unter Bundesdurchschnitt. Dort wurden 4,8 Prozent registriert. Im Herbst 2019 wies Mecklenburg-Vorpommern mit 6,7 Prozent erstmals die gleiche Quote auf wie Nordrhein-Westfalen. „Wir sind auf Augenhöhe. Wir haben inzwischen Strukturen aufgebaut, die dafür sorgen, dass die Beschäftigung wächst“, konstatierte Glawe.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sei innerhalb eines Jahres um etwa 3000 auf nun 580 000 gestiegen. Für 2020 geht Glawe von einem weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit aus. Dieser falle angesichts der weltweit eingetrübten Konjunktur aber nicht mehr so stark aus wie 2019. „Wir erwarten im Jahr 2020 bei der Arbeitslosigkeit einen Rückgang von 5 bis 6 Prozent“, sagte Glawe. Im laufenden Jahr beträgt der Rückgang 10 Prozent.

Im bundesweiten Vergleich steht Mecklenburg-Vorpommern nicht mehr so schlecht da wie noch zur Jahrtausendwende. So waren Ende 2004 bei einer Quote von 20,4 Prozent im Nordosten rund 182 000 Menschen ohne Beschäftigung gewesen. Im November 2019 waren im Nordosten noch etwa 55 000 Menschen arbeitslos gemeldet, was einer Quote von 6,7 Prozent entsprach. Höhere Quoten verzeichneten zuletzt noch Sachsen-Anhalt, Berlin und Bremen.

Kritik kam von der Linken: „Zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass die tatsächliche Arbeitslosigkeit um mehr als 20 000 Frauen und Männer höher liegt als angegeben - allein 7000 Frauen und Männer werden nicht gezählt, weil sie 58 Jahre und älter sind. Rund 13 000 Personen befinden sich in Maßnahmen wie 1-Euro-Jobs oder Praktika“, machte Linksfraktionschefin Simone Oldenburg deutlich. Sie forderte mehr Projekte öffentlich geförderter Beschäftigung.

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