Arbeitsmarkt - Chemnitz:Sorge um Langzeitarbeitslosigkeit: Agentur will "Gas geben"

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Das Logo der Agentur für Arbeit. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Chemnitz/Dresden (dpa/sn) - Während 2021 die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen deutlich gesunken ist, hat sich die Langzeitarbeitslosigkeit verfestigt. In der Corona-Pandemie seien die Fördermöglichkeiten für Betroffene eingeschränkt gewesen, erklärte Klaus-Peter Hansen, Chef der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Chemnitz. Ziel für 2022 sei es, Benachteiligte verstärkt in den Fokus zu rücken. "Das Geld für aktive Arbeitsmarktförderung ist da", sagte Hansen der Deutschen Presse-Agentur. "Wir können Gas geben und das werden wir auch tun."

Im zurückliegenden Jahr ist die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen von knapp 139.000 im Januar auf rund 108.900 Mitte November gesunken. Die Quote ging in dem Zeitraum von 6,6 auf 5,1 Prozent zurück. Im November 2019 - also vor der Corona-Pandemie - lag sie bei 5,0 Prozent. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen lag laut Hansen mit 48.300 dagegen zuletzt um 2700 höher als vor einem Jahr und erheblich über dem Vor-Corona-Wert von 39.200 im Jahresdurchschnitt 2019. Die Zahlen für Dezember werden Anfang Januar veröffentlicht.

Das Risiko, arbeitslos zu werden, sei in der Corona-Pandemie mit Hilfe der Kurzarbeit begrenzt worden, betonte der Experte. "Das Risiko, arbeitslos zu bleiben, ist dagegen deutlich gestiegen." Nach Ansicht von Arbeitsminister Martin Dulig (SPD) muss angesichts des weiter vorhandenen Fach- und Arbeitskräftemangels alles daran gesetzt werden, Menschen mit Problemlagen so zu fördern, dass sie eine Arbeit aufnehmen können. Neue Programme halte er nicht für erforderlich, doch müssten die bestehenden fortgeführt und angepasst werden.

Zwar hat sich die Arbeitslosenzahl insgesamt wieder dem Wert vor der Corona-Krise angenähert. Hansen: "Es ist aber nicht dieselbe Arbeitsmarktlage." Dazu verwies er auf den erneuten Anstieg bei der Kurzarbeit in den vergangenen Wochen. Für 2022 sei er dennoch optimistisch. Es sei zu schaffen, im kommenden Jahr das Vor-Corona-Niveau zu erreichen. Um die Auswirkungen der Pandemie für Wirtschaft und Arbeitsmarkt einzudämmen, sei es wichtig, dass sich mehr Menschen impfen lassen. Ziel sei, in den kommenden Jahren Vollbeschäftigung in Sachsen zu erreichen.

Corona wird sich demnach wohl nur vorübergehend auf dem Arbeitsmarkt auswirken. Längerfristige Trends sieht Hansen im demografischen Wandel, der Digitalisierung und dem Strukturwandel in weiten Teilen der Wirtschaft - etwa dem Umstieg hin zur Elektromobilität in der Automobilbranche. Auch Dulig bewertet den sächsischen Arbeitsmarkt trotz Corona-Turbulenzen als robust. "Es ist aber zu spüren, dass der Arbeitsmarkt insgesamt in Bewegung gekommen ist." Dies sei in Branchen wie dem Hotel- und Gaststättengewerbe deutlich zu spüren.

Um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen, brauche es weitere Impulse, betonte der Sozialdemokrat. Dazu zählte er eine zielgenaue Berufsorientierung, um die Ausbildungsabbrüche zu minimieren, sowie eine aktive Zuwanderungspolitik. Dulig: "Dazu müssen wir auch als Land attraktiv sein. Da gibt es einen gewissen Nachholbedarf."

Trotz Kurzarbeit sorgt sich Hansen allerdings, dass mit länger anhaltenden coronabedingten Einschränkungen und Schließungen in einzelnen Branchen mehr Betriebsinhaber aufgeben könnten. "Die Haut wird immer dünner, die finanziellen Reserven und die Kraft der Menschen nimmt ab." Zwar sei keine Insolvenzwelle zu befürchten, wohl aber ein "stilles Sterben" über eine Zunahme von Gewerbeabmeldungen. Je länger die Beschränkungen dauerten, desto mehr steige die Gefahr hierfür.

© dpa-infocom, dpa:211228-99-520706/4

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