Serie "Arbeiten nach Corona":"Jetzt haben wir Kochkurse und Yoga-Sessions angeboten"

Lesezeit: 2 min

Dauerhaft im Home-Office: Kann das funktionieren? (Foto: imago images; Bearbeitung SZ)

Welche Folgen hat es, Beschäftigte für längere Zeit ins Home-Office zu schicken? Personalleiter Frank Karcher glaubt, dass davon beide Seiten profitieren - außer in manchen Fällen.

Interview von Julia Bergmann

Nur 25 Prozent ihrer Arbeitszeit sollen die weltweit 450 000 Mitarbeiter des IT-Unternehmens Tata Consultancy Services (TCS) künftig noch im Büro verbringen. Die Gründe dafür und warum Bollywood-Dance dabei eine Rolle spielt, erklärt Frank Karcher, Personalleiter bei TCS Deutschland.

SZ: Die Präsenzzeit im Büro auf 25 Prozent zu kürzen, klingt drastisch. Warum haben Sie sich dafür entschieden?

Frank Karcher: Gerade in unserer Branche können wir sehr gut mobil arbeiten, das war auch schon vor Corona so. Wir gehen also nicht von 100 auf 25 Prozent.

Sondern?

Vor Corona haben wir das nie erfasst. Als die Pandemie angefangen hat, waren schnell 99 Prozent unserer Mitarbeiter im Home-Office. Mittlerweile sind es in Deutschland 89. Einige wollten schnell zurück. Nicht jeder hat die gleichen Voraussetzungen zu Hause. Aber viele berichten auch Positives aus dem Home-Office. Und agiles Arbeiten wird immer wichtiger. Darüber nachgedacht, Heimarbeit auszuweiten, haben wir schon vor Corona.

Aber es hat erst eine Pandemie gebraucht, um das auch umzusetzen?

Viele Studien haben ergeben, dass die Produktivität im Home-Office schlechter ist. Wir haben jetzt gezwungenermaßen die gegenteilige Erfahrung gemacht. Insofern war die Pandemie ein Beschleuniger. Und wenn Sie von Mitarbeitern und Kunden hören, dass alles super funktioniert, was hält Sie dann noch davon ab?

Und man spart sich als Arbeitgeber auch Kosten für Büroflächen.

Das ist bei uns nicht der Treiber. Wenn die Mitarbeiter engagiert sind, ist der Output wesentlich größer, als das, was wir in ein paar Euro in Quadratmetern einsparen könnten.

Sie bauen keine Flächen ab?

Nein. Auf die Schnelle ginge das sowieso nicht, wir haben langfristige Mietverträge.

Also wird es einfach luftiger, oder nutzen Sie den Raum anderweitig?

Wir gehen davon aus, dass Gemeinschaftsflächen noch zunehmen werden. Wenn Mitarbeiter, die viel von zu Hause aus arbeiten, ins Büro kommen, dann ja meist für den Austausch untereinander. Weniger, um konzentriert zu arbeiten.

Frank Karcher arbeitet als Personalleiter bei TCS Deutschland. (Foto: TCS)

Wenn Ihre Mitarbeiter überwiegend von zu Hause aus arbeiten, wie werden dann neue Kollegen integriert?

Das Onboarding war schon in der Vergangenheit ein relativ strukturiertes Programm, deswegen haben wir es leicht auf die technische Lösung überführen können. Aber natürlich kann man nicht alles technisch abbilden. Die neuen Mitarbeiter müssen auch in der Unternehmenskultur ankommen. Das können sie nur, wenn es auch persönliche Treffen gibt, bei denen man sich austauschen kann. Allein schon dafür bedarf es Office-Präsenz.

Und das wird mit 25 Prozent der Zeit im Büro klappen?

Ja. Aber je mehr mobil gearbeitet wird, desto mehr werden wir virtuelle Aktivitäten anbieten, um das Wohlbefinden von Mitarbeitern zu steigern. Jetzt haben wir Kochkurse und Yoga-Sessions angeboten. Aber als internationales Unternehmen mit indischen Wurzeln auch Bollywood-Dance.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSerie "Arbeiten nach Corona"
:Wie man im Home-Office Karriere macht

Mittagessen mit den richtigen Leuten, Gehaltsverhandlung im Chefbüro: Wer im Job nach oben will, sollte sichtbar sein. So war das zumindest lange. Aber wie ist das im Home-Office?

Von Felicitas Wilke

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: