Arbeit:Keine Reiterhof-Romantik: Pferdewirt ist ein Knochenjob

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Brunnthal (dpa/tmn) - Sophia Mann hat ihr liebstes Hobby zum Beruf gemacht: Die 22-Jährige hat sich auf Gut Riedhausen vor den Toren Münchens zur Pferdewirtin ausbilden lassen. "Ich habe immer ein eigenes Pferd gehabt und reite, seit ich ein kleines Mädchen war."

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Brunnthal (dpa/tmn) - Sophia Mann hat ihr liebstes Hobby zum Beruf gemacht: Die 22-Jährige hat sich auf Gut Riedhausen vor den Toren Münchens zur Pferdewirtin ausbilden lassen. „Ich habe immer ein eigenes Pferd gehabt und reite, seit ich ein kleines Mädchen war.“

Durch einen Zufall ist Sophia Mann auf den Hof von Ulrich Rasch in Brunnthal gekommen. „Dort habe ich vorgeritten und dann den Ausbildungsvertrag unterschrieben.“ So einfach geht das allerdings nicht immer, wie ihr Ausbilder erzählt. „Man muss einigermaßen routiniert reiten können, um die Ausbildung erfolgreich zu absolvieren.“ Und: Die Ausbildung zum Pferdewirt in einer der fünf Fachrichtungen ist deutlich weniger romantisch, als sich das vor allem junge Frauen oft vorstellen. „Das ist harte körperliche Arbeit, bei jedem Wetter“, sagt Rasch.

Außerdem gibt es bei der Pflege von Tieren keine feste Arbeitszeit: „Wenn ein Pferd krank ist, Betreuung oder Pflege braucht, kann ich nicht nach Hause gehen“, sagt Mann. Die Arbeit erfordere viel Disziplin und Willensstärke. Und das bei vergleichsweise geringer Vergütung: „Im Schnitt verdienen die Auszubildenden im ersten Lehrjahr 621 Euro, im zweiten 669 und im dritten 725 Euro in den alten Bundesländern, in den neuen sind es rund 70 Euro weniger“, sagt Markus Bretschneider vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Es kann im Einzelfall aber auch deutlich weniger sein.

Rasch und Markus Scharmann, Ausbildungsexperte bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung in Warendorf, raten jungen Leuten, ein Praktikum in einem Ausbildungsbetrieb zu machen, ehe sie sich für die Lehre entscheiden. „Gerade in den ersten Monaten stellt sich heraus, dass das Leben eines Pferdewirtes nicht mit dem Hobby Pferdesport zu vergleichen ist“, sagt Scharmann. Vor Beginn der Ausbildung müssen sich die jungen Leute für eine der fünf Fachrichtungen entscheiden: Klassische Reitausbildung, Pferdehaltung und Service, Pferdezucht, Pferderennen oder Spezialreitweisen. Ausgebildet wird etwa auf Reiterhöfen, in Gestüten und landwirtschaftlichen Betrieben.

Zur Ausbildung gehört es, Pferde zu pflegen und zu füttern. „Auch Themen wie Züchtung, Weidemanagement, Gesundheitsmanagement oder Betriebsführung stehen auf dem Ausbildungsplan.“ Zwar gibt es keine formellen Zugangsvoraussetzungen, um einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Auf folgende Punkte werden Ausbilder jedoch häufig achten: „Schulbildung, Sportlichkeit, Belastbarkeit, Teamfähigkeit, Vorerfahrungen und allgemeiner Umgang mit dem Pferd“, sagt Scharmann.

Die jungen Leute können nach erfolgreicher Prüfung in Reitschulen, Pensionsbetrieben, Ausbildungs- und Turnierställen, Zuchtbetrieben oder Rennställen arbeiten. Weil es für Pferdewirte oft keine verbindlichen Tarifverträge gibt, erstellt die Bundesvereinigung der Berufsreiter regelmäßig Gehaltsempfehlungen. Demnach sollte ein ausgelernter Pferdewirt, abhängig von verschiedenen Bedingungen, zwischen 1598 und 2630 Euro pro Monat verdienen.

Doch sie haben noch mehr Möglichkeiten: „Pferdewirtschaftsmeister mit einer Ausbildung in Deutschland werden in der ganzen Welt gesucht“, sagt Rasch. Das weiß auch Sophia Mann. „Ich möchte eine Weltreise machen - und an den Orten, an die ich gehe, mit Pferden arbeiten.“

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