Jahrzehntelang blieb allen von Husten und Schnupfen Geplagten nichts anderes zu tun, als allerlei, fast immer unnütze Medikamente auszuprobieren. Das war einmal. Heute kann man sein Leiden an der Erkältung mit modernen Gadgets verarbeiten. Hier eine Auswahl:
Das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie sah schon im vergangenen Winter die Zeit reif für die "telefonische Hustenerkennung in Echtzeit". Wer die 0800/0007178 anwählt, darf kostenlos in den Hörer husten und sich anhören, was die Software des Instituts analysiert: "trockener Reizhusten", "produktiver Husten" oder aber "nicht eindeutig klassifizierbarer Husten". Wozu das Ganze? "Oftmals wissen Betroffene nicht, unter welcher Art von Husten sie leiden und greifen zum falschen Arzneimittel", begründet das Institut seine Hotline. Da sei die "Hilfestellung zur ersten Einschätzung bei der Hustenklassifizierung" von Nutzen. Dass die frei verkäuflichen Hustenmittel nutzlos sind, wird nicht erwähnt.
Produktiv mit seinem Husten kann auch umgehen, wer beim "Grippe-Web" des Robert-Koch-Instituts (RKI) mitmacht. Einmal wöchentlich kann jeder Deutsche das Geschehen in seinen Atemwegen online an das Institut berichten und so zur "Epidemiologie in Echtzeit" beitragen. Das "Grippe-Web" erlebt zurzeit seine erste Erkältungssaison, 1890 Teilnehmer sind dabei.
Auch wer sich im Web Informationen über seinen Husten und Schnupfen zusammensucht, trägt - ob er will oder nicht - zu epidemiologischen Untersuchungen bei. Denn das Tool "Google Grippe-Trends" zählt permanent, wie viele Menschen Wörter wie "Halsschmerzen" oder "Erkältung" in die Suchmaske tippen. "Grippe-Web", "Grippe-Trends" sowie die Arbeitsgemeinschaft Influenza am RKI, die Meldungen von Ärzten auswertet, kommen übrigens gleichermaßen zum Schluss, dass die Rate der Atemwegserkrankungen derzeit vergleichsweise niedrig sei.
"Vier mal Nase hochziehen"
In Südkorea rüsten Forscher Smartphones in der Hoffnung aus, mit ihnen künftig Krankheitserreger detektieren können. Die Touchscreens der modernen Telefone sind weit empfindlicher, als sie es für unsere plumpen Fingerbewegungen sein müssten, haben Hyun Gyu Park and Byoung Yeon Won vom Korea Advanced Institute for Science and Technology in Daejeon erkannt. So sollen Handybesitzer künftig auf das Gerät spucken, um etwa Influenza-Viren oder Streptokokken im Speichel erkennen zu können. Noch ist das Verfahren nicht ganz ausgereift, die Wissenschaftler haben auch herausgefunden: "Niemand möchte gerne Bio-Material direkt auf seinem Telefon haben" und wollen erst noch darangehen, eine geeignete Folie für das Smartphone zu entwickeln.
Und wer noch einen Beweis sucht, dass die modernen Kommunikationsmittel Schleim und Sputum ganz neu zu interpretieren vermögen, sollte sich die zu Unterhaltungszwecken angebotene "Schnupfen-App" der Firma Quadworks anschauen. Die Version 1.0 enthält die Geräusche von: "4-mal Nase hochziehen, 6-mal Husten, 6-mal Niesen, 9-mal Putzen, 7-mal Räuspern und 3-mal Schniefen". Version 1.2. fügt dann noch Schlürfen und Rülpsen hinzu, wie sie mitunter beim Teetrinken vorkommen mögen. Dies kommt übrigens dem sehr nahe, was wir empfehlen, um mit der Erkältung fertig zu werden: Abwarten und Tee trinken.